Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 4. April 1941
Brühl, den 4.4.41.
Lieber Gustav!
Habe dir gestern 3 Osterpaketchen geschickt, die du hoffentlich zu den Osterfeiertagen pünktlich erhälst falls du nicht kommen kannst. In einem Päkchen ist ein Kuchen, leider mußte ich nun ein Stück abschneiden, denn er war zu schwer, du weißt ja daß die Päkchen nicht schwerer als 2 Pfd sein dürfen, in dem andern Päkchen sind selbstgebackene Plätzchen, und in dem 3ten von allem etwas, nur keine Cigaretten, die konnte ich nicht bekommen lege dir darum 3 Rm in diesem Briefe bei, dann kannst du dir selbst welche kaufen, denn in der Kantine sind doch sicher welche zu haben. Hoffentlich hast du inzwischen 2 Päkchen erhalten, das erste welches ich noch nach Braunschweig geschickt hatte ist zurück gekommen. Hast du auch meinen Brief und Rm 25 erhalten? Vater schrieb mir heute daß er mir wieder ein Paket Fresskalien schicken würde, wenn das nun ankommt mache ich dir auch sofort wieder einige Päckchen zurecht, denn wenn du Ostern alles aufgefuttert hast dann bist du froh wenn du nach Ostern wieder etwas bekommst. Schickt Vater dir eigentlich keine Päckchen? er schreibt mir nichts darüber, denn er kann doch an Cigaretten kommen. Wie geht es dir nun? du schreibst jetzt weniger als von Braunschweig, ist dein Dienst dort stramm? und bist du abends zu müde? Wie ist das Essen denn dort? schreibe mir was dir eventuell fehlt an Essensachen, ich schicke dir denn, du weißt ja ich habe noch etwas Vorrat, und solange noch etwas da ist sollst du mit davon essen. Frau Schwerfel sagte mir dieser Tage daß Theo mit
Diphterie im Lazarett liegt. Dieser Tage sprach ich mit Frau Lüchtefeld, die sagte mir daß Hermann Siegberg in Frankreich liegt bei Cherbourg. Willi Wimmer liegt auch an der Kanalküste und Paul Bankmann ist nach Warschau gekommen. Hier in Brühl gibt es sonst nicht viel Neues, die jungen Leute werden immer weniger, alles wird einberufen, nur Militär liegt wieder ziemlich hier, aber unsere Einquartierung ist diese Woche weggekommen, sie hoffen zu ihrem Divisionskomandeur Rommel zu kommen nach Afrika, sie sind alle auf Tropenfestigkeit untersucht worden. Hoffentlich bist du nicht tropenfest, damit du nicht so weit wegkommst. Was hälst du überhaupt vom Krieg? Der Gedanke allein daß du noch mit hineinkommen könntest ist mir furchtbar. Jetzt wieder mit Jugoslawien die Sache, wird wohl auch nicht ohne Krieg abgehen. Wir haben im Augenblick nach acht Tagen mal wieder Fliegeralarm, ist aber nichts los. Günther ist soeben zu Bett gegangen, ich gehe jetzt auch. Also, lieber Gustav, hoffentlich erhalte ich in den ersten Tagen Post von dir, und Mitteilung, daß du alles erhalten hast, Brief, Geld und 2 Päckchen. Ich schreibe dir dann auch sofort wieder. Alles Gute und recht herzliche Grüße und Küsse von deiner Mutter.
Lieber Gustav! Heute morgen erhielt ich von dir eine Karte und einen Brief in welchem du mir mitteilst daß du im Lazarett liegst. Hoffentlich ist es nicht schlimm, wir haben sofort im Lexikon nachgesehen, Röteln ist eigentlich eine Kinderkrankheit. Wenn es ja nicht schlimm wird so kannst du dich ja mal ordentlich ausruhen. Schreibe mir, aber wie es dir weiter geht. Bekommst du nun Briefe und Geld dorthin, oder bleibt das liegen bist du wieder gesund bist? Die 3 Osterpakete kommen ja erst gegen Ostern an. Schicke den Brief sofort an Vater. Ich wünsche dir gute Besserung und hoffe bald wieder auf einen Brief. Also, alles gute und herzliche Grüße deine Mutter.