Elisabeth Roos an Sohn Günther, 21. April 1943
Brühl, den 21.4.43.
Mein lieber Günther!
Leider mußte ich dich schwer enttäuschen, mein liebes Günichen, aber ich war ebenso enttäuscht, denn du wirst mein Telegram wohl schon erhalten haben, und ich habe mich heute morgen einmal erst ausgeweint als ich von Vater das Telegram erhielt, er würde Donnerstag früh hier sein. Warum Vater nun nach hier kommt und wir uns nicht bei dir in Celle treffen weiß ich nicht. Ich hatte mich doch so gefreut einmal ein paar Tage bei dir zu sein, ich habe dich doch so lange nicht mehr für mich gehabt, und hätte doch so gerne gehabt wenn Vater auch nach Celle gekommen wäre. Aber nun muß ich ja hier bleiben. Was wird es wieder für ein trauriges Fest sein, wir beide allein, und wieviel schöner wäre es gewesen wenn wir beide bei dir gewesen wären. Aber ich weiß nicht warum Vater es so macht. Aber auf jeden Fall besuchen werde ich dich, jetzt mußt du mir nur schreiben wann, dann komme ich zu einem anderen Wochenende zu dir. Wenn du natürlich den Sonntag nach Ostern Heimaturlaub bekommst so wollen wir uns darauf freuen, dann komme ich später, ich weiß ja auch nicht wielange Vater hier bleibt, und wann er nach Frankreich fährt. Ich hatte Vater gestern noch ein Telegram geschrieben, weil ich nicht klug aus seiner Schreiberei würde, ich fahre nach Celle, wir erwarten dich dort,
darauf bekam ich soeben beiliegendes Telegram, das war ja deutlich, und jetzt kann ich ja morgen nicht kommen. Ich habe dir daraufhin ein Telegram geschickt daß ich nicht zu dir komme, damit du das Zimmer sofort abbestellen kannst, denn vermietet ist das ja schnell wieder. Nun kann ich dir ja leider kein Osterpaket mehr schicken, denn ich wollte heute erst gebacken haben, und wenn ich es dann morgen erst wegschicke, dann bekommsst du es doch nicht mehr vor Ostern, und ich möchte doch daß du dir zu Ostern auch etwas erlauben kannst, darum schicke ich dir etwas von den ersparten Marken, die ich sonst mitgebracht hätte, dafür kannst du dann die beiden Ostertagen gut Kaffe trinken gehen, und dir auch an beiden Tagen ein schönes Abendessen erlauben, lege dir auch das nötige Geld bei 15 Rm.
Ein kleines Päckchen mit Cigaretten geht mit gleicher Post an dich ab, dann hast du die Tage wenigstens etwas. Backen werde ich dann wenn du Sonntag in acht Tagen nach Hause kommst, dann kannst du dich wieder rund herum satt essen. Nun, mein liebes Jünichen verbringe Ostern so gut es geht, und denke auch an deine Mutter die Ostern so gerne bei dir wäre, meine Gedanken werden natürlich nur bei dir und dem armen Gustav sein, und so will ich schließen, ich wünsche dir alles Gute und recht herzliche Grüße und Küsse
von deiner Mutter