Elisabeth Roos an Sohn Günther, 2. Mai 1943
Brühl, den 2.5.43
Mein lieber Günther!
Haben deinen Brief dankend erhalten, und bin ich froh daß das Paket gut angekommen ist. Hast du die Wäsche noch zeitig genug gehabt? und wie geht die Uhr? es soll ein gutes Werk sein. Ich bin froh daß ich noch eine neue Uhr gekauft habe, denn am 1.6. muß Kätti das Geschäft schließen, und so lange wie Peter Soldat ist wird auch nicht mehr aufgemacht. Du wirst dich überhaupt wundern wenn du nach dem 1ersten kommst wie viele Geschäfte dann zu sind, fast sämtlich Cigarrengeschäfte, auch Hölzer müßen schließen, auf Frauenkarte bekommt man überhaupt nichts mehr, so wenig wie Vater jetzt raucht hat er wohl in seinem ganzen Leben noch nicht geraucht, wenn er einmal einige Cigaretten bekommen hat muß ich sie wegtun und dann fragt er sich immer eine, das hätte ich früher einmal tun sollen. Du siehst also wie weit man im Krieg kommen kann. Wie lange nun Vater noch hier bleibt weiß ich nicht, er wartet noch immer auf Bescheid, vielleicht trifst du ihn auch noch hier an. Du schreibst du würdest mit jedem Tag
pessimistischer ob du den Lehrgang bestehst. Das ist immer so wenn es aufs Ende zu geht, oder auf eine Prüfung, denke doch mal zurück wie Gustav sein Abitur machte und an das Bild daß er am letzten Abend malte, er glaubte es noch nicht als er es schon in der Tasche hatte. Es wird wohl schon alles gut gehen. Ich freue mich auch wenn du mal in Urlaub kommst, nur mit dem Essen wird es immer bescheidener, ab 1.6. bekommen wir nur noch 250 gr. Fleisch die Woche, aber ich hoffe doch daß ich dich noch satt bekomme. Frau Reifferscheid habe ich gestern getroffen, sie sagte mir ihr Hellmut ist schon in Russland, und die andern Heinz Welter u. s. w. kommen jetzt schon in den Einsatz. Ich kann ihre Sorgen ja verstehen, denn sie hat nur den einen. Du brauchst also schon wieder mal Geld, du Casanova, du solltest doch mit dem was ich dir gegeben habe bis nächsten Monat auskommen. Ich schicke den Brief nun per Einschreiben, und lege die 20 Rm bei, sei aber recht sparsam damit. Ich will nun schließen damit Vater auch noch etwas schreiben kann. Auf baldiges Wiedersehen hoffend grüßt und küsst dich herzlich deine Mutter.
Gruß Vater