Gustav und Toni Roos an Mutter bzw. Ehefrau Elisabeth, Anfang September 1939
Liebe Mutter!
Es geht mir, wie ich Dir schon oft geschrieben habe ausgezeichnet. Brauchst Dich also nicht aufzuregen. Wir tuen nichts, essen nur und – schlafen. Zu meiner grössten Freude kam gerade Vater an. Wir sitzen hier in Junkerath und trinken. I.O.! Morgen fangen wir an zu arbeiten. Wir freuen uns schon richtig darauf. Endlich mal was zu tun. Ist auch eine leichte Arbeit.
Euch geht es ja hoffentlich auch noch gut.
Die herzlichsten Grüße Gustav.
Lieber Günther!
Du hast ja jetzt auch ein fabelhaftes Leben. Keine Schule, nur Schwimmen. Aber ihr werdet, wie Hermann gerade sagte, auch bald alle was tun müssen. Richtig, weshalb soll ich alleine schuften. Also, erleichtere dein schweres Konto und unterstütze deinen armen in der Ferne leidenden Bruder mit Liebesgabe.
In Erwartung eines Zehnmarkscheines grüsst Dich Dein Bruder
Gustav
Günther hatte doch so eine kleine, dunkle Backhose, gib die bitte Vater mit!
Liebes Lieschen deinen Brief mit Dank erhalten und staune, daß der Herr Eigentümer es mit der Wohnung auf einmal so eilig hat. Habe mich hier erkundigt und ist es unmöglich dich so ohne weiteres an die Luft zu setzen, denn du stehst unter Mietschutz, das heißt er kann dich nur auf dem Wege der Klage veranlassen eine andere Wohnung, die gleichwertig ist muß er dir zur Verfügung stellen, die Umzugkosten zahlen und gegebenenfalls entstehende Kosten für Abänderungen von Gardienen etc. bezahlen.
Wenn er letzteres tun will, lass es dir von ihm schriftlich geben ziehst du, wenn du willst aus.
In die Hermannstraße möchte ich nicht ziehen, die Gegend gefällt mir nicht, ob ich nun den Kirchhof sehe oder nicht. Wenn du in dem Kurfürstenviertel was findest auch Kaiserstr. soll es mir recht sein aber nicht auf den Kierberg, denn in der Nähe schon kann man es vor Dreck nicht aushalten.
Hat Gustav dann Aussicht am Sonntag nach Brühl zu kommen? Bei mir wird es wohl unmöglich sein, denn hier wird in einem Sautempo geschuftet und ich falle diesmal auch unter Urlaubsperre die in den nächsten Tagen herauskommen wird. Am Freitag ziehe ich auch um, das wird mal wieder eine Sauerei werden.
Ein Teil der alten Brocken nehme ich demnächst mit nach Hause.
Sonst geht es mir so la, la, und darf nicht klagen.
Also mit Gruß u. Heil Hitler
Tony
Viele Grüße an Günther u. die Ommas hoffentlich hat Günther sich nicht verfressen.