Gustav Roos an Vater Toni, 20. Juli 1939
Much, den 20. Juli 1939
Lieber Vater!
Ich danke Dir für Deinen Brief und hole heute endlich die Glückwünsche für Deinen Geburtstag nach. Früher konnte ich Dir nicht schreiben; denn ich hatte wieder keine Zeit. Sonntag war Mutter hier. Wir haben uns einen schönen Nachmittag gemacht. Als wir so sämtliche Lokale Muchs abgeklopft hatten, ist Mutter um 11.00 im Auto der Eltern eines Kameraden nach Hause gefahren. Dienstag war Begrüssung durch den Gauführer Generalarbeitsführer Schinnerer mit anschliessender Besichtigung des Lagers. Das Ergebnis war: Am 1. August beginnen wir mit dem Bau einer neuen Abteilung. Ab 1.00 war frei. Feldmeister Schönebeck kam
zu mir und fragte mich, ob ich mit ihm auf dem Motorrad nach Bonn fahren wollte. Er hat mich dann bis nach Brühl gebracht. Vor Klugs hat er mich abgesetzt. Um 3.00 war ich dann zu Hause, musste aber wieder um 6.00 fortfahren; denn um 7.00 traf ich den Feldmeister an der Bonner Brücke. Er nahm mich dann mit zu seinem Freunde einem ev. Pfarrer. Dort habe ich dann noch einmal gut zu Abend gegessen. Um 10.00 waren wir dann wieder in Much. Gestern war letzte Übung für die Besichtigung. Heute Baustelle, und morgen die Besichtigung. Von heute Abend 9.00 bis morgen 5.00 früh habe ich Wache. Um 7.00 gehts dann los. Bis 2.00. Mit gepacktem Affen. In der Hitze, mit Spaten od. Gewehr bei Fuss
ohne Unterbrechung und ohne diese Nacht geschlafen zu haben.
Wenn die Besichtigung klappt, bekommen wir schon morgen Nachmittag Heimaturlaub. Hoffentlich geht nur alles gut! Und wir könnten uns wenn Du Sonntag in Brühl bist treffen.
Lieber Vater! Ich mache jetzt Schluss. Den letzten Teil habe ich nach meinem ersten Posten geschrieben. Du kannst sehen, wie müde ich bin. Entschuldige also die Schrift.
Jetzt nochmals die besten Grüsse aus Much, dem Aschloch Europas