Gustav Roos an Vater Toni, 19. März 1941
Braunschweig, d. 19.III.1941
Lieber Vater!
Du wirst aus meinem Brief von gestern schon das wichtigste erfahren haben.
Morgen geht’s also los. Der Bestimmungsort ist noch immer unbekannt. Wir kommen weg zu 8 Mann, 3 Reservisten mit mir, und die letzten 5 vom Stamm, also den Leuten, die schon seit Dezember hier sind. Seit der Bekanntmachung bis jetzt haben wir sozusagen keine Minute frei gehabt. Klamotten abgegeben, tadellose, fabrikneue dafür empfangen. Blut- und allg. Untersuchung, 4 x bin ich in den 14 Tagen schon wieder geimpft worden; 3 x in die Brust und einmal in den Arm. Du wirst mir ja nun nachfühlen können, was das bedeutet. Es ist jetzt 9.30. Noch ein wenig Zeit zum Schreiben, dann muss ich packen. 16.00 müssen wir feldmarschmässig zum Appell antreten. Über das Ziel unserer Fahrt gehen die tollsten Gerüchte um. Eins davon kehrt aber immer wieder und bringt uns immer wieder zum Erblassen: Truppenübungsplatz Bergen. +++ Das wäre eine Katastrophe, besonders, wenn wir längere Zeit da blieben. Denn da wird man bis aufs Blut geschliffen. Man erzählt sich auch von Besatzung. Das wäre schon bedeutend angenehmer; besonders wenn’s in Nordwestfrankreich wäre. Mir persönlich wäre es auch gleich, wenn ich nach Bulgarien oder Griechenland käme.
Auf jeden Fall eins steht fest, Ostern kann ich nicht auf Urlaub kommen, vielleicht Weihnachten.
Augenblicklich ist es ganz gemütlich auf unserer Bude, wir drei Reservisten sitzen hier bei heissem Zitronensaft, einer fabelhaften Tanzmusik und schreiben. Gerade stecke ich mir eine gute Overstolz von Dir an. Da muss ich Dir noch einmal danken für das Päckchen!! Das tut mir alten Landser immer gut!! Also vielen Dank!
Wie Du es nun machst mit der Sache „Eigen“, weiss ich nicht. Aber ich glaube, dass es, wenn