Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 14./15. April 1941

Bergen, Ostern 1941

Liebe Mutter!

Heute morgen habe ich Deinen Brief vom 10. erhalten. Ich muss Dir jetzt noch einmal danken für das Geld und besonders für die Päckchen! Die zwei Eier habe ich heute morgen gegessen, der Kuchen ist bis auf einen kleinen Rest auch schon weg, die Plätzchen schwinden und von Datteln habe ich schon einen netten Dünnpfiff weg. Ich bin froh, dass ich Ostern im Lazarett sein kann. Man wird hier Gottseidank in Ruhe gelassen. Heute morgen bekamen wir unsern Osterteller. 3 bunte Eier, Drops und eine Menge Rahmkaramellen. Aber Friedensware, keine Glasbonbons. Heute mittag gab’s Schweinefleisch mit Leipziger Allerlei und Erdbeerpudding. Nachmittags zum Kaffee wurde uns Kuchen und Kakao gebracht. Das lässt sich sehen, denke ich! Dann etwas von meiner Krankheit: Dienstag sollte ich entlassen werden. Gestern wurde dann noch einmal mein Urin untersucht. Jetzt muss ich noch ein paar Tage länger hier bleiben.

Von Vater bekam ich gestern Post (vom 2.4.) Er weiss darin noch nicht, dass ich im Lazarett liege. Wegen der Urlaubssperre kann er nun ja nicht nach Brühl kommen und muss also wie ich schön dort bleiben, wo er ist. Es wäre ja schöner, wenn wir mal wieder alle in Brühl zusammen sein könnten! Na, das kommt auch wieder!!!

Gestern hat mich unser Batl.-Kommandeur besucht und mir Zeitschriften mitgebracht. Stoff zum Lesen habe ich heute also.

Heute mittag sind ja Belgrad und auch Bardia gefallen! Ist das nicht phantastisch?!

Wenn das so weitergeht, wo soll ich mir dann mein Ritterkreuz holen? Weisst Du noch? Am Hauptbahnhof: „Entweder mit Ritterkreuz oder nie mehr!“ Wenn ich daran denke, muss ich immer noch lachen, wenn ich die Gesichter der staunenden Zuhörer sehe.

So, nun schreibt Ihr mir bald wieder!

Am besten an 09977 B. wieder!

Alles Gute und viele Grüße!

Heil und Sieg!

Bergen, den 15.4.1941

Liebe Mutter!

Gestern ist der Brief leider nicht mehr weggekommen, da ich beim Anholen gerade auf dem Lokus sass und qualmte. Aber dafür will ich jetzt noch etwas schreiben. Die Ostertage sind ganz nett vorübergegangen, wenn sie auch nicht so schön waren, wie zu Hause. Gestern nachmittag hat mich unser Truppenarzt besucht. Er sagte, wahrscheinlich gehe unser Btl. noch diese Woche ab und ich solle machen, dass ich dabei sein könnte! Ich denke, dass ich auch Freitag rauskann.

Vater schreibt mir heute (vom 8.4.), dass er auch krank ist. Er will Blasenkartharr und Grippe haben. Ausserdem, und das wird Dich freuen, will er sehen, dass er, wenn es geht, nach Ostern nach Brühl kommen kann! Die vereinigte Kirchstr. hat mir eine Karte geschrieben und Frau Schwerfel hat mir einen Brief mit 10 R6 geschickt. Sobald ich kann, werde ich mich bedanken.

So und nun nochmal alles Gute

Gustav