Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 21. April 1941
Bergen, den 21.4.1941
Liebe Mutter!
Vorige Woche bin ich noch immer nicht aus dem Lazarett rausgeworfen worden. Ich rechne aber bestimmt mit Ende dieser Woche. Gestern habe ich meine Kompanie mal wieder angerufen. Es wurde mir gesagt, man rechne Dienstag mit der Abfahrt. Es geht das Gerücht, d. h. Scheisshausparole, um, wir bekämen auf einer Sammelstelle Tropenanzüge. Ob das wahr ist, weiss natürlich niemand. Aber es wäre doch ganz nett. So’n kleiner Tripp nach der Türkei runter..! Alle Marschvorbereitungen sind schon getroffen.
Was macht Ihr? Gibt es noch viel Alarm bei Euch? Und fallen noch Bomben? Seit ich im Lazarett bin, hatten wir 2 x Alarm. Wir sind aber im Bett liegen geblieben. Gehört haben wir nichts. Vater hat mir nun schon eine Woche lang nichts mehr geschrieben. Ist er in Brühl? Oder hat die Grippe ihn so schwer mitgenommen? Allerdings von Euch hört man ja auch nicht viel mehr!
An dem Leben hier im Lazarett hat sich immer noch nichts geändert:
Alles ganz ruhig und gemütlich. Wie mag es mir vorkommen, wenn ich mal wieder bei der Truppe bin?
Wir haben sogar jetzt einen kleinen Tagesraum bekommen, in dem wir rauchen dürfen. Jetzt ist ja alles da. Vorgestern abend haben wir uns Bier besorgen lassen und abends nach 9.00, als die Luft rein war, haben wir dann gesoffen. Ich liege nämlich mit einem Fallschirmunteroffizier zusammen, vom Sturmregiment ist er. Freitag hatte der Besuch von Hauptmann Witzig, wenn Du von dem schon mal was gehört haben solltest. In Bergen liegen z. Z. bei den Fallschirmjägern noch ein paar Persönlichkeiten: Max Schmeling, v. Brauchitsch und Caratsch! Hier ist also was los. Wenn ich nach Hause komme, kann ich bestimmt viel erzählen. Was ich so von dem Uffz. gehört habe, ist phantastisch!! Günther kann ich nur einen guten Rat geben: Er soll es sich nur ja überlegen zu den Fallschirmjägern zu gehen..!
Das Essen ist noch immer O. K. Täglich jetzt 4 Apfelsinen.
Schreibt mir bitte bald wieder!
Alles Gute und viele Grüße!
Heil und Sieg!