Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 7. Mai 1941
O. U., den 7. Mai 1941
Liebe Mutter!
Heute habe ich wieder Telephonwache. Von meiner gestrigen Nachtwache kam ich um 7.00 ins Lager zurück, habe etwas gegessen und dann bis 12.00 gepennt. Nachmittags war Arbeitsdienst. Gearbeitet haben wir ziemlich minimal. Nach Feierabend und dem Essen sind wir in ein Kaffee im Ort gegangen. Nun fall’ nicht um. Ich ass und trank dort: Bohnenkaffee, fabelhaften Kuchen, und (weil ich es schon solange entbehren musste) 2 Schüsseln Schlagsahne (!!!) Das hat geschmeckt!! Ja, alles hat seine Vorteile!
Wie ich schon Günther schrieb, ist der Dienst ziemlich harmlos bis jetzt. Immer Arbeitsdienst, d. h. Ausbau und Verbesserung des Lagers. Überarbeitet hat sich noch keiner. Ich habe ein Tor zum Eingang unseres Lagers entworfen und hatte die Bauaufsicht. Nur eins ist furchtbar: Bis heute bin ich kein einziges Mal richtig warm geworden. Bekanntlich gab es keine Ofen bei uns. Heute haben wir nun ein uraltes Monstrum dieser Art organisiert. Hoffentlich wird es jetzt wärmer. Hier ist nämlich ein anderes Wetter als bei uns. Kalt, nachts noch ordentlicher Frost, heute morgen schneite es bis 12.00, ein ungemütliches Wetter! Na, einmal wird es wohl auch hier Frühling werden!
Post habe ich nun bald 14 Tage nicht mehr erhalten, ich hoffe aber, dass diese Woche etwas kommen wird.
Nun für heute mal wieder Schluss! Bis jetzt habe ich nämlich noch keinem geschrieben, als nur Euch und Vater! Heute will ich noch Flöns schreiben und dann pennen.
Also alles Gute und herzliche Grüsse Euch allen!
Heil und Sieg!