Gustav Roos an Vater Toni, 16. Mai 1941

O. U., den 16.5.1941

Lieber Vater!

Bis heute habe ich noch keine Zeile von Dir erhalten. Wie kommt das? Bist Du noch so schwer angegriffen von der schweren Grippe? Auf jeden Fall würde ich mich sehr freuen, in nächster Zeit mal einen Brief von Dir zu bekommen! 15 Std sitze ich nun schon auf Wache. 4 Std. habe ich Posten gestanden und die übrige Zeit geschrieben. Ich muss schon sagen, dass es mir hier ganz gut gefällt. Wenn es auch ziemlich primitiv hier ist und wir so richtig hausen, ist der Dienst doch ganz gut und unsere Führer sind auch O. K. Morgens stehen wir 6.00 auf, von 7-12 haben wir dann Geländedienst, alles im Wald. Wir schieben eine ganz ruhige Kugel. Von 2-5 ist dann Waffenreinigen, Zeugdienst, Unterricht und Apell. 6.00 sind

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Heil und Sieg!

Gustav

Knappheit unserer Portionen sehr gelegen. Aber nun zu etwas anderem: Rudolf Hess! Was war da nun eigentlich los. Was hast Du davon gehört? Ich habe nur die offiziellen Berichte in die Hand bekommen und die waren ja verdammt dürftig. Genauso mit uns. Zeitungen bekomme ich ausser der Frontzeitung nicht in die Hand. Was ist nun hier im Osten los? Gegen Russland? Kaum denkbar! Durch Russland? Auch unwahrscheinlich! Oder ist das ganze ein Täuschungsmanöver? Schreib’ mir bitte einmal, was Du von der augenblicklichen Lage hälst!

Wann kommst Du nun nach Brühl? Noch immer Pech? Na, mir geht’s genauso. Die Aussichten auf einen Urlaub in nächster Zeit sind sehr gering. Vorläufig gleich null! Was macht das Unternehmen „Eigen“. Ist es abgelehnt? Es scheint fast so!

Schreib’ mir also bald wieder!

Nun, alles Gute und herzlichste Grüsse!

Heil und Sieg!