Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 15. Juni 1941
O. U., den 15.6.1941
Liebe Mutter!
Deinen und Vaters Brief vom 3.6., sowie drei Päckchen, eins mit Plätzchen, Chokolade, 2 mit einem Kuchen, Butter und 3 mit Zigaretten und Käse, Originalnummern 7, 8, 9. Vielen Dank!! Vater ist also nun auch hier! Er hat mir noch einmal aus Breslau geschrieben. Was will die O.B.L. dann schon vor dem ersten Akt auf der Bühne?! Hoffentlich treffen wir uns einmal hier! Wir sind noch einmal weitermarschiert und haben nun wieder neues Quartier,
das heißt es geht uns wieder „besser“. In drei Räumen einer Baracke liegen je 40 Mann wie die Heringe auf Stroh. 4 Mann konnten mit dem besten Willen nicht mehr untergebracht werden, und so liegen wir in einem Zelt. „Besser“ kann es uns nun kaum mehr gehen: Die Wasservorräte sind denkbar klein, der Donnerbalken hat einen Balken weniger, ohne ein ausgeprägtes Gefühl für Balance ist die Benutzung [ist die Benutzung] mit Absturzgefahren verbunden. Das übelste der Übel aber sind
die Mücken. Sie kommen zu Millionen, stürzen auf uns herunter, stechen. Ihnen ist kein Mittel gewachsen. Rauchen hilft nur die Zigarettenlänge. Das Jucken macht einen wahnsinnig. Nachts summen sie über uns, warten bis wir selig in Morpheus Armen ruhen und stürzen dann wie Stukas auf uns Wehrlose.
Durch unseren augenblicklichen Dienst kommen wir auch nicht jeden Nacht zum Schlafen. Ja, ja, es wird immer schöner!!
Weiterhin hat man mir
und einem anderen Funker noch dadurch vor die Kommode ge..., daß man uns von unserem alten in einen neuen Zug setzte. Wir haben nun „dr Möp“ an dem Haufen.
Von dem vorgestrigen Marsch und noch andere schöne Dinge in nächsten Brief: So nun Schluß! Denn mein Dienst beginnt nun.
Also alles Gute und viele Grüße!
Heil und Sieg!
Gustav.