Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 17. Juni 1941

O. U., den 17.6.1941

Liebe Mutter!

Deine Brief vom 10.6. habe ich heute erhalten. Vielen Dank! Daß Du Dich über meine „Leiden“ so aufregst, ist unnötig. Wenn ich mir den Fuß mal auflaufe, so ist das zwar unangenehm, aber nicht lebensgefährlich. Außerdem hat es mir zu meinen Spitznamen noch einen neuen eingebracht: „Gustav antiqua blindecow, spanferkel, matchfoot“, alles wird engl. ausgesprochen und bedeutet 1. geht meine Brille, 2. soll ich eine Haut wie ein Spanferkel haben und 3. der Matsch-

Matschfuss.

Über die Ankündigung von neuen Päckchen habe ich mich sehr gefreut. Was ich bisher erhalten habe, weißt Du. Dazu kommen noch 10 Rm, die vorgestern ankamen.

Die Photos sind nun endlich da! Gott sei dank! Mit dem „ernsten Gesicht“ ist es halb so wild; unseren Humor haben wir auch hier noch nicht verloren!!

Nun zu Vater! Vorläufig ist er nun also in Zakopane. Und wenn er sagt, längere Zeit würden wir nichts mehr von ihm hören, geht

er wohl noch weiter. Aber Zakopane ließe ich mir auch schon gefallen. Jan Kiepuras Hotel steht doch auch in dem Kaff. Bei Euch sieht es ja auch nicht gerade goldig aus mit der Ernährung. Und darum noch einmal: Schick mir keine Lebensmittel, die auf dem Weg verderben können! wie Butter, Eier! Und zieht Euch selbst bitte nichts ab!!!! Nun etwas von mir: Mir geht es gut, mit kleinen Einschränkungen, auf die näher einzugehen sich erübrigt. Es sind nämlich immer dieselben Dinge, die einem das Leben sauer machen. Na, Schwamm

drüber! Über das, was hier geschieht, kann ich nichts schreiben; das erledigen wir später mündlich. Eins scheint mir sicher: Vater scheint das erste Mal mit seiner politischen Voraussage Unrecht zu haben. Abwarten!

So und nun wieder Schluß für heute!
Alles Gute und herzliche Grüße an Dich und Günther!
Heil und Sieg!
Gustav.