Russland, am 10.8.1941

Lieber Vater!

Erst heute komme ich dazu, Dir für Dein Zigarettenpäckchen, Inhalt 54 Stück, zu danken. Wir passierten am Mittwoch zum 3. Mal den Dnjepr, marschierten etwa 25 km südlich und dann wars wieder so weit. Donnerstag Morgen um 7.00 griffen wir wieder an. Dank einer fabelhaften Artillerieunterstützung ging’s kurz und schmerzlos. Der Russe gab nach und haute ab. Wir den ganzen Tag hinterher. Ich mit dem 45 Pfd. schweren Funkgerät auf dem Rücken. Es war verdammt hart! 6.00 abends war Schluss. Wir gruben uns ein, die Feldküchen kamen nach und dann kamen wir zu 6 Std. Schlaf. 5.00 morgens gings wieder los. Ein tolles Artilleriefeuer (ein neues Gerät mit einer unvorstellbaren Wirkung dazwischen) und Stukas machten die Russen weich und wir hatten verhältnismässig leichtes Spiel. Nach 10 km Verfolgung sammelten wir uns wieder an einer Rollbahn. Hier bekamen wir einmal Feuer von drüben und hatten besonders an Funkern schwere Verluste. Meine Gegenstelle fiel aus, ein Mann tot, 1 verwundet. Beim 2. Btl. 2 Funker tot. 2 davon waren schon seit Braunschweig mit mir zusammen. Heute liegen

wir in dem zuletzt genommenen Dorf in Ruhe. Trotz einer ganzen Nacht Schlaf bin ich noch hundemüde. Diese 2 Tage waren etwas reichlich viel! Vielleicht geht’s morgen wieder ran. Dieser Kessel muss dann aber auch bald fertig sein. Und danach: Auf nach Moskau! Im übrigen geht es mir immer noch gleich „gut“ und wünsche täglich mehr den Tag herbei, an dem wir einmal alle zusammen in Brühl sind und einmal wieder gut essen und trinken können!!

Dann noch eine Frage: Weshalb seid Ihr hier im Osten? Davon hast Du mir noch nichts geschrieben. Nur um Strassen zu bauen oder habt Ihr grössere Dinge vor?

Mutter weiss noch nichts davon, dass ich „vorne“ bin, sie denkt, ich marschiere hinterdrein. Ich lasse sie natürlich auch in diesem Glauben.

Nun einmal wieder Schluss!

Vielen Dank für Deinen Brief, Zigaretten und Geld!

Alles Gute und herzlichste Grüsse!

Heil und Sieg!
Gustav.