Gustav Roos an Vater Toni, 23. August 1941
Russland, am 23.8.1941
Lieber Vater!
Die Kämpfe um den Dnjepr sind beendet und wir marschieren wieder. Den Sosch überschritten wir am 21. bei Tscherschersky und tippeln seitdem in südöstl. Richtung weiter, etwa auf Orel zu. Die Wege sind furchtbar schlecht. Wir sind ziemlich erledigt, unsere Pferde sind auch fertig. Zeit zum Schreiben haben wir kaum. Sogar manchmal keinen Schlaf. Allerdings kann ich heute auch sagen, dass unsere warme Verpflegung jetzt in Ordnung ist: Es gibt jetzt ab und zu grünes Gemüse, Milchsuppe, Apfelreis. Fleisch haben wir soviel wir wollen. Mit der kalten Portion ist es weniger gut bestellt: das alte Lied, Konserven, nur Schmalz und ein ganz fürchterliches Brot, von dem wir alle den Dünnpfiff haben. Ununterbrochen! Ab und zu gibt’s abends warmes Essen und wir machen uns schon mal Bratkartoffel oder Gurkensalat.
Es geht mir sonst noch immer gleich gut. Wir warten auf das Ende dieser Scheisse! Hoffentlich ist’s bald aus!
Post von Dir ist etwas ganz seltenes! Die Postverbindungen scheinen im Osten
gar nicht zu klappen!
Wo bist Du jetzt? Vielleicht kommen wir uns bei unserer Schwenkung etwas näher!
Schreib’ mir bitte bald einmal wieder! Ich will jetzt Schluss machen! Sobald es wieder geht, bekommst Du wieder einen Brief!
Für heute nun alles Gute und die herzlichsten Grüsse!
Heil und Sieg!
Gustav.