Gustav Roos an Bruder Günther, 11. September 1941

Russland, am 11.9.1941

Teurer Bruder!

Für einen Brief von Dir kann ich mich leider noch nicht bedanken! Deine Zeit scheinen trautere bzw. waltrautere Dinge voll und ganz auszufüllen!! Na, ich kann das verstehen; denn ich war auch mal jung!

Nun mal wieder zum geschäftlichen! Verehrter, treuer Verwalter meines Vermögens?! Wie stehen meine Finanzen? Was machen die Sendungen zu der Front? Ich will hoffen, dass ich in nächster Zeit etwas davon zu sehen bekomme!!

In diesem Brief kommen also wieder 50,-! Sie sind auf mein

Konto einzuzahlen. Weiterhin, 50,- schicke ich heute an Oma von der Schützenstr. 30,- davon kommen auch auf mein Konto! Was mit den weiter 20,- geschehen soll, erfährst Du noch. Infolge der mütterlichen Sparsamkeitstheorie ging nämlich am 15.7.1941 (Ruhe! Nicht erregen!!) meine gute alte Armbanduhr in die Binsen! Ich schrieb damals Mutter um ein „strapazierfähiges“ Armband. Ein Armband kam; aber anstatt eines Leder- oder Metallbandes erhielt ich ein Pappbändchen. Als ich an jenem Tage bei einem Schiebekommando eingeteilt war, platzte es und die Uhr versank in den Sümpfen an der Beresina! R.I.P.!!

Nun also zu den 20,-. Versuche mit Hilfestellung von Oma bei Onkel Peter eine Uhr für den täglichen Gebrauch zu ergattern. Das Geld, das übrig bleibt, geht auch aufs Konto. Wenn die Uhr gut verpackt ist, könnt Ihr sie beruhigt nach hier schicken!

Gestern bekam ich auch die Mutz von Mutter. Vielen Dank! Ich bin dabei, sie einzurauchen!

Sonst geht es mir noch genau so, wie bisher. Nur das Wetter hat sich geändert. Regen! Nasskalt! Meine Parole lautet: „Raus aus Russland!!!!!“ Aber wie, das überlege ich mir krampfhaft!

Ich hoffe nun, dass Du mir bald einmal wieder schreibst!

Alles Gute und die herzlichsten Grüsse Dir, Mutter und den Omas!

Heil und Sieg!
Gustav.