Gustav Roos an Bruder Günther, 25. September 1941

Russland, am 25.9.1941

Lieber Günther!

Deinen „Sternen“brief habe ich erhalten. Vielen Dank dafür! Leider konnte ich nach Deiner Himmelskarte noch nichts anfangen; denn mit Beginn der Dunkelheit (18.30 ist es hier schon finster) liege ich schon flach und morgens, wenn ich aufstehe, wird es hell. Ausserdem war, wenn ich Wache stand, grundsätzlich der Himmel bewölkt! Ich bin jetzt einmal gespannt auf Deinen nächsten Vortrag!

Nun etwas, was Dich wohl auch interessieren wird, ein Beitrag zum Thema „Atlantis“ bzw. Vorgeschichte. Ich habe es aus einer „Kölnischen Zeitung“, also eine Tageszeitung, die auf Sensationsberichte keinen Wert legt.

Im Nordwesten Indiens fand man gut erhaltene Reste einer uralten Kultur. Die Ausgrabungen fanden hauptsächlich in der Gegend von Molhori-Dari statt. Was fand man: Ganze Städte, gut erhaltene Häuser an geraden, genau rechtwinkligen Strassen, ausgestattet

mit einem raffinierten Kanalisationsnetz. Der Bau der Häuser war quadratisch. Der Lichthof (Atrium!) könnte an das römische, vielmehr etruskische Haus erinnern. Die Inneneinrichtung ist phantastisch Dampfheizung, Bäder. Die Wände schmücken Plastiken, Reliefs und Spruchbänder. Was erzählen uns diese Sprüche? Leider noch gar nichts. Man kann sie noch nicht entziffern! Nur eins hat man festgestellt: Sie gleichen sehr Schriftzeichen, die man an einer anderen Stelle fand; nämlich im Stillen Ozean, auf den Osterinseln! Eines ist noch wichtig, diese tollen Städte bestehen nur aus Profanbauten, Tempel, Gotteshäuser waren nicht da.

Diese Kultur legt man ins 2. Jahrtausend vor Chr. (2000-2500). Als in der 1. grossen Wanderung der nordischen Völker um 1500-1200 v. Chr. (Troja 1200) Arier auch in Indien Fuss fasten bestand von dieser Kultur nichts mehr; denn keine der „Veden“ der uralten Sagen, der ind. Edda, erzählt uns etwas davon.

Das wäre also die erste Kultur, die man wohl kaum auf irgendeinen nordischen

Einfluss zurückführen kann.

Ja, mein Sohn, sonst gibt es wohl kaum etwas neues. Ich lebe so in den Tag hinein. Die Zeit vergeht mir bei der Arbeit ganz gut. Wir alle hoffen, dass wir bald wieder einmal in der Heimat bei der Mutter oder bei der Frau sein können. Hoffentlich dauert es nicht mehr allzulange!!

Nun für heute alles Gute und die herzlichsten Grüsse!!

Heil und Sieg!
Gustav

Denk’ bitte an meine Wünsche!!