Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 28. Oktober 1941
Russland, am 28.10.1941
Liebe Mutter!
Seit gestern liegen wir nun in einer mittleren Stadt, in Bjelew an der Oka. Hinter uns liegen wieder 2 Wochen Marsch. Marsch in schlechtestem Wetter, in nasser Kälte, durch Regen; die Wege versumpft, ausgefahren von endlosen Kolonnen. Nur kleinste Strecken schafften wir oft. Morgens im Dunkel ging’s schon los. Und wenn wir ankamen, dann fing es schon wieder an finster zu werden. So hatten wir kaum Zeit unsere Sachen in Ordnung zu halten, geschweige dann zu schreiben. Post haben wir die ganze Zeit über nicht mehr gesehen. Auch die Verpflegung kam nicht mehr ran. Der Krieg musste den Krieg ernähren. Kamen wir in ein Dorf, wurde geschlachtet, nachts gebacken. Mehr und mehr sahen wir ein, dass die Pellkartoffel ein wunderbares Nahrungsmittel, von vorzüglichem Geschmack ist. Na, schweigen wir davon. Morgen früh werden zwei Mann von uns mit einer
Kolonne zurück, um Verpflegung zu holen, vielleicht auch Post. Dieser Brief geht dann mit.
Es geht mir gesundheitlich noch ganz gut, abgesehen davon, dass ich Läuse habe. Waschen können wir uns hier auch nicht. Alles in die Luft gegangen. Wasser zum Kochen muss 2 km herangeholt werden.
Feindberührung haben wir lange schon nicht mehr. Der Feind rennt wieder. Mot. Truppen sind nun vor uns und wir zoggeln nun hinterher. Hier werden wir wahrscheinlich einige Tage bleiben.
So und nun, wenn es einmal länger mit der Post dauert, so denke dran, dass das an den Wegen liegt und mach’ Dir keine Sorgen!!
Und nun alles Gute und die herzlichsten Grüsse an Dich und alle!
Heil und Sieg!
Gustav