Gustav Roos an seine Eltern, 4. Dezember 1941
Russland, am 4.12.41
Liebe Eltern!
Es geht mir noch gut! Diese Feststellung zu Eurer Beruhigung am Anfang des Briefes.
Ja, heute geht’s wieder weg aus unserer Ruhestellung. Wohin? Das wissen die Götter! Auf jeden Fall aus diesem Abschnitt mal raus; denn die ganze Division setzt sich in Marsch. Hier haben wir nun wieder ein paar Wochen gelegen, haben angegriffen und verteidigt und, der Himmel möge es uns verzeihen, einen „siegreichen“ Rückzug gemacht. Der Russe kämpfte immer ganz verbissen. Besonders seine
Raketengeschütze machten uns viel zu schaffen.
Seit einem Monat liegt nun Schnee. Fast jede Nacht fällt jetzt neuer. Und dass auch die Kälte nicht ohne ist, brauche ich Euch wohl nicht zu erzählen.
„General Winter“ marschiert! Er macht uns bestimmt nicht wenig zu schaffen. Die Märsche durch Schnee und Kälte sind entsetzlich schwer, weniger für uns, als für die Fahrzeuge, die andauernd rutschen und sehr oft einfach umkippen. Dass sich bei Kälte auch nicht besonders gut kämpfen lässt ist klar. Dazu können viele Waffen die Kälte nicht vertragen, sie sind zu empfindlich. So haben unsere MG’s, M-P’s und die Pak sehr oft Ladehemmung. Und das kann verdammt pein-
lich werden. Auf diesen Umstand ist auch unser siegreicher Rückzug zurückzuführen. Der Russe griff mit Panzerunterstützung an. Die Pak versagte, die meisten M-G’s bellten nicht – aus! Und ab durch die Mitte! Es war unser schwarzer Tag! Der Russe ist auch für den Winter bedeutend besser gerüstet als wir; denn unsere Winterbekleidung besteht aus einem Kopfschützer und einem Paar Handschuhen. Und ausserdem unsere Verpflegung ist quantitativ ziemlich mässig. Aus all diesen Umständen ergibt sich nun, dass die Stimmung nicht gerade glänzend ist!
Weihnachten werdet Ihr wohl ohne mich feiern. Ich muss schon zufrieden sein, wenn wir am Heiligen Abend in einer warmen Stube sind!