Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 2. Februar 1942

Göttingen, am 2. Febr. 42

Liebe Mutter!

Endlich wieder beim Kommiss! Wie ich mich freue! Nach dem Abschied von Euch, fuhren wir los nach Hannover. Furchtbar müde waren wir beide. Im Zug wurden wir mit Kaffee und später mit Erbsensuppe verpflegt. Pünktlich um 15.15 kam der Zug in Hannover an. Wann nun weiter nach Göttingen. Zu unserem Entsetzen mussten wir feststellen, dass ausser einem Personenzug um 17.16 kein Zug mehr fuhr. Vater musste dann um 17.21 weiter nach Berlin fahren. Na, wir haben ordentlich geflucht, sind nach Knickmeyer gegangen und haben dann hier noch bis kurz vor 5 gesessen und erzählt.

Ja, und dann kam der Augenblick, an dem ich mich auch von Vater verabschieden musste und es ging nach Göttingen.

Um 8.30 kam ich an. Ich hatte vor noch bis 11.00 in einem Lokal zu sitzen, aber um ½ 10 war ich so müde, dass ich mich langsam in Richtung Genesendenkmp. bewegte.

Ich meldete mich bei der Wache. Ging dann auf die Stube. Jedoch im ganzen Haus war kein Bett mehr frei. Ich musste, wie so viele in dem Ritz zwischen zwei Betten schlafen. Auf jeden Fall habe ich ausgezeichnet gepennt.

Heute morgen 6.00 raus. Nach dem Waschen und

frühstücken konnte ich meine Klamotten wieder empfangen. Na, und von 9.30-11.30 durfte ich Geländeausbildung mitmachen. Es war zu ertragen. Aber trotzdem, der Betrieb kommt mir nach 14 Tagen Heimaturlaub zum mindesten ungewohnt vor. Aber weil man nichts dagegen machen kann, schickt man sich wieder hinein!

Wenn ja Vater die Sache zum Klappen brächte, das wäre ja wunderbar. Aber wie gesagt, stehe ich der Sache skeptisch gegenüber. Aber trotzdem hoffe ich darauf. Gestern war es mir ja einigermassen flau zu Mute; wenn man von Hause weg muss ist das ja zu verstehen, aber heute geht’s wieder einigermassen, denn es hat ja gar

keinen Zweck ewig Trübsal zu blasen! Merk’ Dir das auch.

Und nun Schluss für heute! Hoffen wir, dass Vater die Sache in Ordnung bringt, sonst kommst Du ja nach Göttingen!

Also alles Gute Dir, Günther
den Omas und Tante Uta!

Heil und Sieg!
Gustav