Gustav Roos an seine Eltern, 6. Februar 1942
Göttingen, am 6. Febr. 1942
Liebe Eltern!
Bald habe ich wieder eine Woche beim herrlichen preussischen Kommiss hinter mir. Na, es geht wieder! Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles, so auch an die Genesungskompanie. Seit Mittwoch bin ich Angehöriger der Musterstube. Dazu gehören 20 Mann; wir machen keinen Arbeitsdienst, nur einmal wöchentlich Wache. Auf der Stube sind wir stramm. Ein Bettenbau – es ist eine Freude, die Spinde in Ordnung und die Stube glänzt wie unser Lederzeug!
Zu uns 20 Mann gehören
2 Leutnants und 2 Unteroffiziere. Alle 4 tadellose Kerle. Die Offiziere machen unseren Dienst so, wie sie wollen und wir sind damit zufrieden. Heute morgen beim Apell bekam ich vom Chef mein Verwundetenabzeichen überreicht!! Ich habe mich sehr gefreut und bin furchtbar stolz darauf!
Beim Zahnarzt war ich gestern. Ein tadelloser Kerl, kennt Brühl, ist ein Neffe des Besitzers vom „Deutschen Kaiser“ und ein Vetter von Kappelans. Also er wird mit meinen Beisserchen folgendes machen: einen ziehen und 3 plom-
bieren, Brücken kann er jetzt nicht machen, dazu ist er zu überlastet. Aber damit gebe ich mich nicht zufrieden.
Vaters Karten aus Berlin und Dortmund danken erhalten. Hoffentlich klappt es mit Offermann. Ich richte morgen meinen Antrag ans Btl. ein. Däumchen halten.
Zum Schluss einige Wünsche:
Wir erhalten hier nur ein Paar Strümpfe und 1 Taschentuch. Schickt mir also bitte 1 Paar Strumpf und 2 od. 3 Taschentücher. Weiter hätte ich gerne: einen alten Esslöffel, einige Brotmarken (wenn’s geht) und unter der gleichen
Bedingung vielleicht einige Zigaretten!! Zur Zeit drehe ich mir aus Machorka welche! Brrrr!!
Übermorgen weiteres!
Post von Euch sonst noch nicht erhalten! Ihr kennt doch meine Adresse, weshalb schreibt Ihr mir nicht?!
Die herzlichsten Grüsse und alles Gute!
Heil und Sieg!
Gustav
Lieber Günther!
Ich hätte gern folgende Adressen
Flöns
Dei
Massa
Besorg’ mir sie bitte!
Gustav