Gustav Roos an seine Familie, 9. Februar 1942

Göttingen, am 9.2.1942

An die Familie Roos!

Ich sehe mich gezwungen, Euch allen mein tiefstes Missfallen zum Ausdruck zu bringen. Warum? werdet Ihr mit dem Ausdruck engelhafter Unschuld fragen.

Ich beginne:

ad I. Lieber Vater!

In den letzten Tagen in Brühl sprachst Du von ellenlangen Telegrammen, in denen Du mir die Lage klarmachen wolltest. „Nur Eigen-“ stand in dem Berliner Telegramm. In der Postkarte aus Dortmund war zu lesen: „Nochmals Sache durchgesprochen!“ Somit

weiss ich natürlich genau Bescheid. Allerdings wurde mir leider nicht klar, was aus der durchgesprochenen Sache herauskam. Heute habe ich nun meinen Antrag eingereicht. Prost!!

Ad II. Liebe Mutter!

Du kanntest ja leider meine Adresse nicht, und so war es unmöglich, vielleicht etwas früher zu schreiben! Was mit meiner Tabakkarte geschieht ist mir auch unklar. Willst Du sie in Brühl behalten und mir Zigaretten schicken oder kommt sie hierher?

Ad III. Lieber Gundikar!

Nur ein Wort: Schrift!!! Ohhh!!!

Nun etwas von mir:

1. Meine Wunden brechen leider nicht mehr auf, sondern heilen prächtig!

2. Ich war heute beim Zahnarzt. Den Zahn rechts unten und den Zahn mit dem Eisenhaken hat er heute in Ordnung gebracht.

3. Ich war beim Arzt. „Ohh, diese Stiche rechts.“ Morgen gehe ich zur Durchleuchtung in die Klinik. Prost!

Sonst habe ich ausser der sonntäglichen Stallwache kaum Kummer gehabt. Ich habe wieder meinen alten Kommisstandpunkt: „Immer mit der Ruhe! Mir

kann keener, aber mich können sie alle!“

Schickt’ mir bitte schnell die gewünschten Sachen, und dazu bitte noch 2 von den alten Sporthemden!

Nun alles Gute und die herzlichsten Grüsse!

Heil und Sieg!
Gustav