Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 19. Juli 1942
Russland, am 19.7.1942
Liebe Mutter!
Fast 2 Wochen habe ich nun keinen Brief mehr von Euch in Brühl bekommen. Mir ist das vollkommen schleierhaft! Ich warte bei jedem Postempfang auf einen Brief von Dir, Vater und Günther! Noch ist nichts angekommen!
Es geht mir noch immer gut. Noch immer bin ich als Fernsprecher und Funker zur ersten Kmp. abgestellt. Meine einzige wirkliche Beschäftigung besteht aus Briefe schreiben. Der Russe ist nach dem Angriff am Sonntag auch wieder schön ruhig und so kann ich ungestört meine Sonnenbäder hinter dem Bunker fortsetzen!
Nebenbei, heute wird der Soldat Gustav Roos 1 Jahr alt. Heute vor einem Jahr bekam ich in Lutschina am Dnjepr meine Feuertaufe! Jetzt um 5.00 morgens traten wir zum Angriff an! Was hat sich in der Zeit alles geändert! Damals kämpften wir noch wie die
[links:] Löwen, nun sind wir ja etwas ruhiger geworden! Noch etwas, was Dich interessieren wird. Wenn es so bleibt und nichts dazwischen kommt, ist es möglich, dass ich noch in diesem Jahr in Urlaub komme. Das wäre doch fabelhaft. Hoffentlich können dann auch Vater und Günther zugleich zu Hause sein!
[rechts:] Noch eine Frage! Wann bekomme ich eigentlich mein Göttinger Foto? Ich möchte mich doch auch mal in großer Uniform sehen!
Das soll für heute genügen!
Alles Gute und die herzlichsten Grüße
Dir, den Omas und Tante Uta!
Heil und Sieg!
Gustav