Gustav Roos an Vater Toni, 28. Juli 1942
Russland, am 28.7.1942
Lieber Vater!
Vielen Dank für Deinen Brief vom 12. und die Glückwünsche zu meinem Namenstag! Günther ist nun schon 3 Wochen beim R.A.D. Wie er mir schreibt, hat er nicht die Nase schon davon voll, im Gegenteil, es gefällt ihm! Nach 3 Wochen soll seine Abteilung, wie er sagt, ausrücken zu Arbeiten in dem Osten.
Günthers Einberufung hat in sofern auch mich tief getroffen, da von nun ab 50 % meines bisherigen Päckchenquantums an ihn fallen, weiter aber: Mutter denkt im Traume nicht mehr dran nur zu schreiben. Außer einer Zeitschriftensendung habe ich in 3 Wochen nur einen Brief von ihr erhalten. Man sieht: es ist vorbei mit meiner Favoritenstellung!
Und nun zur Lage in Russland. Bei uns hier ist es auch zur Zeit noch ganz ruhig. Ich mache noch immer einen auf Fernsprecher bei der Kmp. Am Sonntag wurde hier ein Stoßtrupp nach einer gewaltigen Artillerievorbereitung losgeschickt: Motto: Rache für den 12. Juli! Leider wußten die Russen mal wieder besser über unsere bösen Absichten Bescheid als wir; denn es waren die 17 Mann kaum vor den russischen Gräben, da schoss sie dieses Biest schon vom Rücken an. Wir hatten 7 Verwundete, allerdings brachte der Trupp auch noch 2 Gefangene und einen verrosteten Karabiner mit. Diese Nacht hatten wir wieder Tam-tam. Ein Haufen Partisanen versuchte, und das leider wieder mit Erfolg, aus dem Norden durch unsere Stellung zu den russischen Linien
zu kommen. Gott sei Dank haben sie mir wenigstens meine Strippen heil gelassen!
Was es hier einmal gibt, ist uns noch nicht klar. Vielleicht einer der kleineren Kessel! Im großen hast Du wohl recht mit Deiner Meinung von einem großen Kessel um Moskau!
Wir rechnen stark damit, dass unser Zeit in Russland nach diesem Sommer zu Ende ist. Verdient haben wir es ja! Und ein paar Monate Frankreich oder Holland könnte uns nur gut tun.
Im übrigen führe ich noch das alte gemütliche Leben. Verpflegung und Rauchwaren sind wieder einmal ziemlich mässig. Ein Glück, dass ich jetzt Namenstag habe.
Wir leiden zur Zeit stark unter der
Mückenplage. Ausserdem, dass ihr Stich schon an sich nicht gerade angenehm ist, hat man auch noch die wenig erfreuliche Aussicht auf eine Malaria.
Ja, und nun wünsche ich Dir alles Gute zu Deinem Vorhaben, nach Paris zu kommen und sende Dir die herzlichsten Grüße!
Heil und Sieg!
Gustav
Anbei wieder eine Luftfeldpostmarke!