Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 3. August 1942

Russland, am 3.8.1942

Liebe Mutter!

Nun ist mein Namenstag vorüber und Du willst sicher wissen, wie ich ihn verbracht habe. Gestern um 1.00 stand ich auf. Ich dachte sofort, dass heute der 2. war, und, weil es kein anderer tat, mußte ich mir selber gratulieren. Ich schrieb zuerst einige Briefe und las etwas. Es wurde 8.00 und das Kaffeefahrzeug kam. Außer dem „Moorwasser“ brachte es noch Weinbrand und Waldbeergelée mit. So habe ich als erstes mal ein paar ordentliche Schluck Schnaps zu mir genommen und dann meinen Bauch voll Waldbeeren geschlagen. Um 10.00 wurde angerufen, ein Päckchen läge für mich in einem Bunker an der Rollbahn. Es war No. 1 der Namenstagspäckchen mit rotem Tuch, Winkel u. Blitzen. Vielen Dank dafür! Bis 14.00 habe ich noch gelesen und habe dann geschlafen bis 18.00. Das Essen kam: eine süße Reissuppe und pro Mann eine drittel Dose Kirschen. Als kalte Verpflegung 1 Tafel Schokolade, 4 Zigaretten, Brot, Butter und Fisch, dazu Bohnenkaffee. Außerdem kam Bier, viel Bier, und gutes Bier, nämlich „Kulmbacher“. Ein Fäßchen von 30 l für 8 Mann. Wir haben also einen anständigen gehoben, bis nach Mitternacht, bis ich schlafen ging. Also Du siehst meinen Namenstag habe ich gut verbracht, auf jeden Fall besser als im Vorjahr. Wie es aber kommt, dass gerade gestern die Verpflegung so gut war,

ist mir schleierhaft; denn in der letzten Zeit war sie ziemlich bescheiden geworden.

Nun ist schon wieder der dritte, 5.00, ich schreibe, rauche und esse Schokolade. Deine Päckchen werden auch wohl heute oder morgen ankommen. Sonst gibt es hier nichts Neues. Alles noch so ruhig wie bisher.

Aus Afrika was: Flöns ist auch Gefreiter und hat nun zu seinem Lazarettsportabzeichen auch noch das E.K. II bekommen. Er macht sich. Nun für heute einmal wieder Schluss!

Alles Gute und die herzlichsten Grüße Dir, den Omas u. Tante Uta!

Heil und Sieg!
Gustav