Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 26. September 1942
Russland, am 26.9.1942
Liebe Mutter!
Zur Zeit kommt die Post einmal wieder schlecht. Schon seit mehr als einer Woche habe ich nichts von Dir gehört. Auch das Kilopäckchen No. 3 habe ich noch nicht erhalten.
Es ist noch alles beim alten. Wir haben fest vor den Winter hier zu überstehen. Eine Frontbegradigung dürfte in diesem Jahr unnötig sein. Wir werden tadellos ausgerüstet, neue Waffen sind seit gestern eingesetzt, Artillerie ist derart aufgefahren, dass man beinahe sagen kann, auf jeden Mann im Graben kommt eine Kanone. Auch für Winterbekleidung wird schon gesorgt. Wir können dem Winter ruhig entgegen sehen. Es ist so geplant, dass wir auch nicht dauernd im Einsatz zu sein brauchen, sondern wir uns mit dem anderen Btl. ablösen. Nur vor einem fürchten wir uns alle, vor der Langeweile. Stell’ Dir doch nur einmal vor: Im Wald, tief eingeschneit unsere Bunker. Und zwischen diesen vier Wänden soll man man nun etliche Monate zubringen – begreifst Du da unsere Angst?! Darum schick’ mir bitte an Zeitschriften, was Du bekommen kannst und dann habe ich zur Ergänzung meiner Zeichensachen habe ich noch folgende Wünsche:
1) 1 Flasche Füllertinte
2) 1 Flasche Skriptol
3) Federhalter u. spitze Federn
4) Kasten mit Wasserfarben
5) einige Pinsel
Außerdem das wichtigste: Briefpapier!!! vor allem Couverts!!
Ich würde mich gewaltig freuen, wenn die Sachen so bald wie möglich ankämen!
Es geht mir noch gut. Ich mache noch immer Vermittlung beim Bataillon, eine ruhige Sache. Die Verpflegung ist tadellos. Die Front bei uns ist leider noch nicht, dass was man unter ruhig versteht. Aber auch größere Sachen starten nicht. Man kann’s also noch gut aushalten.
Im Augenblick leide ich gerade unter wüsten Zahnschmerzen. Sie kamen plötzlich und heftig. Der Zahn muss raus!
Und nun will ich für heute mal wieder schliessen!
Ich wünsche Dir und Günther alles Gute und sende Euch die herzlichsten Grüße!
Heil und Sieg!
Gustav