Günther Roos an Bruder Gustav, 3. April 1941

3.4.1941

Lieber Gustav!

Haben heute wieder einmal einen Brief von Dir erhalten. Also, vielen Dank.

Habe daraus ersehen, daß es Dir nicht zu glänzend geht. Zu Deiner Beruhigung will ich Dir deshalb mitteilen, daß drei Pakete unterwegs sind. Guten Hunger! Unsere Einquartierung ist auch ausgerückt. Schade, denn es waren prima Kerle. Dann wolltest Du ja die Adresse von Peter Wieland wissen. Also, die lautet: FPN 14562. Er hat bisher 126 Briefe erhalten. Ich wollte auch was schicken. Von Flöns ließ ich mir erzählen, was nun Deine Bräute machen. Seine Adresse kannst Du ja erfahren. Gestern Nachmittag war ich mal wieder tanzen. Haben viel gelacht. Nur "Sie" hörst Du dort. Natürlich! Kenne es bald nicht mehr anders. Mehr verraten kann ich nicht. War sonst einfach prima. Es ist dort so richtig gemütlich und familiär.

In diesem Kaff gibt es so nichts Neues. Vor ein paar Tagen haben wir mal gelacht. In der Schule hatten wir der Fräulein Kornacker eine Maus auf den Stuhl gelegt. Natürlich eine tote! Den Schrei und diesen Seitensprung hättest Du einmal sehen sollen. Ich hatte beinahe eine Darmverschlingung vor Lachen. Wir hatten allerdings erwartet, sie spränge aufs Katheder. Leider tat sie es nicht. Gestern Nachmittag haben wir von 3 bis 5 die Norton-Werke besichtigt. Es ist ein amerikanisches Werk, das Schleifsteine herstellt. Das amerikanische Element ist sehr groß. Also, ich möchte dort nicht abgemalt sein. Wir haben jetzt auch endlich vom Boromäus-Verein das Gabenbuch erhalten. Bekanntlich sind es ja die beiden Bände von „Mein Kampf“. Die Ausgabe ist noch von 1938, d.h. die ganzen Ideen über ein Bündnis mit Rußland stehen noch drin. Da wir gerade bei Rußland sind, was hältst Du von unserem Verhältnis zu der UdSSR? Hier

sind augenblicklich so dunkle Gerüchte im Umlauf, als stünden die Sowjets-Union hinter Jugoslavien, und als stände ein Krieg bevor. Also, ich glaube nicht daran, und zwar können sie 1. nur bei uns verdienen und erhalten landwirtschaftliche Maschinen. 2. wird Adolf ihnen schon zur richtigen Zeit den richtigen Happen vorwerfen (Indien?). Und 3. kennen sie unsere Wehrmacht und damit auch Dich, d.h. Du garantierst den Frieden mit der UdSSR.

So, jetzt will ich aber schließen, da ich noch Aufgaben machen muß. Es grüßt Dich Dein Bruder

Günther