Günther Roos an Bruder Gustav, 7. Oktober 1939

Brühl, den 7.10.39

Lieber Gustav!

Hoffentlich ist es Dir auf der Heimreise besser ergangen wie uns. Zuerst mußten wir noch 1 Stunde und 15 Minuten auf den nächsten Zug warten. Es war rührend. Dann mußten wir in Brühl in Brühl-Mitte aussteigen. Wir mußten die Tante Uta noch bis nach Hause begleiten. Sie war bang, sie würde unterwegs vergewaligt werden!!! Aber dann die Tour selbst. 4 Schilder umgerannt, - die armen Schilder - dreimal neben den Bordstein getreten, usw. usw. Gestern haben wir die Führerrede gehört. Familie Stier - auf Hochdeutsch Welter - war auch da. Während Adolf so richtig in Rage ist, da schellt es, und wer kommt heraufgestöhnt? Der gute, alte Herr. Er wollte Dich besuchen, aber nun bist Du ja weg. Traurig aber wahr. Aber Du sollst doch noch mit 50 Pfennige getröstet werden. Vater war übrigens auch krank. Er hat einmal ins Bett geschissen. Wie unangenehm! Sonst gibt es hier im Dorf nichts Neues.

Heil Hitler!
Günther