Günther Roos an Mutter Elisabeth, 11. Juli 1942
Kamperfehn, 11.7.42
Liebe Mutter!
Heute will ich Dir mal einen längeren Brief schreiben. Fangen wir mit der Fahrt an. In Essen mußten wir uns schon stellen. Das war nun nicht schön, und dann wurden wir in Kloppenburg saunass. Von Elisabethfehn wurden wir mit einem LKW nach dem Lager gefahren. Und nun war ich Arbeitsmann Roos. Das Leben ist hier ganz nett und es gefällt mir hier sogar ganz gut, vorausgesetzt, daß es so bleibt wie bisher. Das "Arme Dier" habe ich noch nicht bekommen. Du kannst also ganz beruhigt sein. Das Essen ist auch prima. Vorläufig brauchst Du mir noch keine Lebensmittel zu schicken. Nur die Raucherei, das ist eine Sache für sich. Den ganzen Tag Dienst. In der Mittagspause müssen wir Stiefel putzen, Betten machen und Spind bauen. Abends haben wir dann eine halbe Stunde Zeit. Dann wird geraucht und geklöhnt.
Nun etwas über den Dienst. Die Vorgesetzten sind prima. Streng aber gerecht. Wenn alles in Ordnung ist, sind sie die besten Kameraden. In den ersten Tagen war nur Ordnungsdienst und Stuben in Ordnung bringen. Wenn Du gesehen hättest, wie wir über den "Tangoacker" steppten, hättest Du Dich totgelacht. Heute hatten wir den ersten Arbeitsdienst. Haben im Moor einen Graben gezogen. Das Ergebnis war gut, denn ich hatte drei Mordsblasen an der linken Hand. Aber das kann doch einen alten Jungvolkführer nicht erschüttern. Gestern war nun die erste Besichtigung. Der Arbeitsführer. Er sagte uns auch
ein paar passende Worte. Er machte uns die frohe Nachricht, daß wir nur 3 bis 4 Wochen ausgebildet werden und dann abrücken in den Einsatz. Toll, was ? Ob nach Rußland? Na, das steht ja noch nicht fest, und Du brauchst Dir noch keine Sorgen" zu machen. Er sagte auch, daß wir wahrscheinlich schon nach drei Wochen entlassen werden und zum Militär kommen. Prima! Im Übrigen, zu meinem größten Bedauern muß ich Dir mitteilen, daß ich die Nase noch nicht voll habe, sondern ganz das Gegenteil. Das Leben hier gefällt mir sogar. Die Kameraden sind prima und ich verstehe mich sehr gut mit ihnen. Ich liege mit keinem Brühler zusammen und auch mit keinem aus Köln. Alles aus Bremen und Umgebung. Dann noch was: Schicke mir bitte Briefmarken und Postkarten, da ich sonst keinem schreiben kann. Deshalb hier etwas für die Oma.
Liebe Oma!
Ich gratuliere Dir herzlichst zu Deinem Geburtstag, und hoffe, daß wir ihn noch 100 X zusammen feiern können. Gehe auf meine Rechnung mal zu Knott und trinke ein Bier, aber nicht mehr als 20 Glas.
So, jetzt aber Schluß. Ich wünsche Euch alles Gute. Schicke Du mir bitte Zeitungen, Briefmarken, Postkarten und Rauchwaren. Also, nochmals alles Gute und
Heil und Sieg
Günther