Günther Roos an Mutter Elisabeth, 23. August 1942

Kamperfehn, den 23.8.42

Liebe Mutter!

Heute, am hochheiligen Sonntag will ich Dir noch einmal schreiben. Augenblicklich ist es hier so richtig gemütlich. Ich sitze hier in der Stube, eine Zigarette im Gesicht und vor mir eine Flasche Bier. Prost! - So, das hat geschmeckt. Der größte Teil ist ausgegangen und so herrscht hier eine wohltuende Ruhe. Ich gehe nicht aus, da es bis zum nächsten Dorf 12 km sind, und die laufe ich nicht. Deinen Brief vom 20. 8. habe ich gestern erhalten, und mit viel Freude vernommen, daß ein Päckchen mit Brot unterwegs ist. Großartig! Sonst geht es mir hier noch immer sauwohl. Es ist jetzt so gut wie amtlich Daß wir am 16.9. entlassen werden. Halte also schon mal so langsam die Zivilklamotten bereit. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich mich zur Waffen-SS melde. Bisher war auch hier noch keine Werbung. Man wollte uns nur einmal für die Fallschirmjäger angeln. Und nun halte Dich fest! Von Mallingkrodt hat sich dazu gemeldet. Watt sagst nu? Ja, das gibt es auch. Ja, er hat sich schwer gebessert. Du sieh siehst mal wieder, was der Arbeitsdienst alles Gute hat. Dann fragst Du, was ich mit dem Geld mache? Nun, die Flasche Bier kostet 50 Pfennige. Damit kannst Du nicht viel Sprünge machen. Dann habe ich mir Hautöl (2 RM) gekauft und einen Briefblock. Dann kommen noch Kleinigkeiten dazu. Jede Woche 12 Zigaretten, Streichhölzer, Freimarken u.s.w. Wenn Du Briefpapier (Friedensware) haben willst, so schreibe mir und schicke Geld. Man kann ja ruhig auf Vorrat kaufen, und ich habe jetzt Beziehungen. Also, sofort Geld. Die Mappe kostet 2,50 bis 3,00 RM. Du siehst, Geld kann ich hier schon ausgeben. Schicke mir deshalb laufend etwas. Denke an Deinen armen Sohn beim RAD. Neues gibt es hier absolut nicht. Seit gestern regnet es wieder Das schöne Wetter war leider nur kurz. Bin jedoch schon braun geworden. Jetzt aber wieder Schluß. Alles Gute und die herzlichsten Grüße und

Heil und Sieg
Günther