Günther Roos an Mutter Elisabeth,11. September 1942

Kamperfehn, den 11.9.42

Liebe Mutter!

Deinem herrlichen Gewächs Günther geht es noch prima. Gestern erhielt ich Dein Paket mit dem Zivilanzug. Hoffentlich kann ich es bald nützlich verwenden. Aber ich weiß weder den Tag noch die Stunde. Ich vermute, daß die Entlassung in den letzten Tagen des Monats beginnen wird. Nun setze Dich mal bitte hin. Gestern bekam ich noch ein Paket von Dir, und zwar mit dem Poststempel vom 20.8.

Es ist das heißersehnte erste Paket. Wie es drin aussah, wirst Du Dir ja so ungefähr vorstellen können. Das Brot sah grün, gelb und weiß aus. Habe so zwei Handvoll noch retten können. Hierbei ist mir etwas passiert, was in meiner ganzen Praxis als Arbeitsmann noch nie vorgekommen ist. Ich habe mir nämlich beim Brotschneiden eine mächtige Blase zugezogen. Toll, was? Jetzt kommt aber das ärgerlichste. Die Zigaretten waren total verschimmelt. Zum Kotzen, was? Die Bonbons waren eine Katastrophe, sie waren nämlich alle auseinander gelaufen und bildeten einen Matsch. Schokolade war auch schimmelig. Ich habe an einem Stück „Scheiße“ geschrien.

Sonst ist hier noch alles beim Alten.

Viele Grüße an alle Verwandten und besonders an Dich

Günther