Günther Roos an Mutter Elisabeth, 12. November 1942

Bremen, den 12.11. 42

Liebe Mutter!

Habe heute Deinen Brief vom 10.11. erhalten und mich riesig gefreut. Die Marken konnte ich zwar gebrauchen, aber grundsätzlich schicke mir nur Marken, wenn Du sie wirklich über hast, denn die Verpflegung ist hier ganz gut. Mit meinem Namenstag wird es leider, jawohl, leider klappen, denn wir werden wahrscheinlich erst Anfang Dezember zum Truppenübungsplatz kommen, und wenn es das Schicksal will, hier Weihnachten feiern. Das wäre ja die größte Scheiße, die es gäbe. Dann schreibe ich Dir die reine Wahrheit, daß es mir hier gut geht. Der Dienst macht mir riesigen Spaß, und ich bin froh, hier gelandet zu sein. Gefährlich ist es auch nicht, denn wo wir gewirkt haben, da wächst kein Gras mehr. Sorgen sind also unnötig. Um Gustav brauchst

Du Dir auch bestimmt keine Sorgen zu machen, denn so einem alten Frontschwein passiert selten etwas. Dann sende mir bitte möglichst schnell Socken. Sende in den nächsten Tagen auch schmutzige zurück. Unsere Spezialausbildung ist jetzt auch schon tüchtig am laufen, und es ist riesig interessant. Nach der Ausbildung d.h. Ende Januar, werde ich 3 Monate zu einem K.0.B.-Lehrgang kommen. In „Gefahr“ bin ich also so bald nicht. Das einzige, was mich stört ist, daß es schon lausig kalt hier ist, so richtig naß-kalt. Darüber komme ich aber auch hinweg. Ich denke an die Kameraden in Rußland, und direkt wird alles viel leichter. Jetzt will ich aber so langsam schließen, da ich noch Klamotten in Ordnung bringen muß. Also, nochmals alles Gute und

Heil und Sieg

Dein sich wohlfühlender und glücklichfühlender Sohn
Günther