Günther Roos an Mutter Elisabeth, 30. November 1942

Bremen, den 30.11. 42

Liebe Mutter!

Nehme mir heute nochmals die Zeit Dir zu schreiben. Es steht jetzt fest, daß unsere Tage in Bremen gezählt sind. Wahrscheinlich werden wir noch diese Woche zur Marschbatterie überwiesen/ und kommen dann nach Munster zum Truppenübungsplatz. Nach Bremen werden wir dann nicht mehr kommen. Anschließend mache ich zuerst 6 Monate einen Offizierskursus mit und zwar als K.O.B. Über die Verpflichtung wollen wir noch einmal sprechen.

Augenblicklich ist hier eine herrliche Stimmung. Einen kleinen Tisch haben wir Servietten ausgelegt. Darauf haben wir Tannen und Kerzen draufgestellt. Jetzt haben wir das Licht ausgemacht und die Kerzen angezündet. Die Kameraden summen leise Lieder.

Es ist einfach herrlich. Wenn Du jetzt die „rauhen Krieger“ sehen würdest. Ich glaube, in solchen Stunden gibt es keine größeren Kinder als die Soldaten. Ja, es weihnachtet hier schwer. Draußen liegt schon 5 cm hoch der Schnee.

Heute erhielt ich auch das Päckchen von Tante Uta. Sage ihr bitte den besten Dank. Ich habe leider gerade nur Zeit, Dir zu schreiben. Du kannst Dir ja vorstellen, daß die letzten Tage, die wir noch hier sind, viel zu tun ist.

Nun wünsche ich Dir alles Gute. Befolge meinen Rat, und nimm es nicht zu schwer. Es wird schon alles gut werden.

Nochmals alles Gute

Heil und Sieg
Günther