Munster, 6.12.1942

Liebe Mutter!

Will Dir heute sofort schreiben. Nach einer richtigen Soldatenfahrt im Viehwagen sind wir gestern Abend hier angekommen. Munster liegt in der Lüneburger Heide, 48 km von Celle. An den Tr. Üb. Pl. von Munster schließt sich der von Bergen an. Viel schreiben kann ich Dir natürlich noch nicht. Es wird schon alles schiefgehen. Dann noch eins. Es besteht die Möglichkeit, daß hier die Verpflegung nicht mehr so gut ist wie in der Kaserne. Schicke mir also bitte ein kleines Brot. Anbei die Nährmittelmarken. Konnte sie nicht benutzen, und schicke sie Dir, da sie sonst verfallen.

Die schöne Zeit von Bremen ist nun leider vorüber. Wenn auch der Dienst straffer wird, so ist das nicht schlimm. Aber die alte Stube werde ich vermissen.

Damals lagen wir zu 10 Mann auf einer Stube. Die Kameradschaft war prima, und die schönen Stunden vor dem Adventskranz werde ich im Leben nicht vergessen. Das ist nun vorbei, denn wir liegen jetzt zu 42 Mann in einer Baracke. Na, in Rußland ist es schlimmer, und wenn man sich das vor Augen hält, wird alles leichter. Gustav ist mit seinem bedingungslosen Einsatz ewig mein Vorbild. Denke daran, und es wird Dir bestimmt leichter werden, und bete zu Gott, daß er uns Gustav wiederbringt. Er hilft bestimmt.

Nun will ich aber schließen. Wenn Du die Anschrift von Vater hast, so sende sie mir sofort. Denke auch an Brot und Zigaretten.

Meine Anschrift lautet jetzt:

Kan. G. Roos 1.) Marsch- Battr. Werf. Ausb. Abtlg2 Munster-Lager Süd D.K.B.l

Nochmals alles Gute und viele Grüße an Tante Agnes und Frl. Rohrer

Heil und Sieg
Günther