Günther Roos an Mutter Elisabeth, 14. April 1943

Celle, den 14.IV.43

Liebe Mutter!

Komme heute dazu, Dir wieder mal zu schreiben. Es geht mir tadellos. Es ist allerdings etwas Schreckliches geschehen. Unser Chef ist zur Feldeinheit versetzt. Jetzt haben wir einen Hauptmann. So gut wie der alte kann er auf keinen Fall sein. Ich sehe ultraschwarz. Dein Paket mit Wäsche habe ich erhalten. Vielen Dank. Die Roggenschnittchen kannst Du mir ruhig schicken. Sie schmecken nicht schlecht und ich kann sie fabelhaft in den kleinen Pausen zwischen den Diensten gerade essen. Daß "Juchems Pedder" gefallen ist, hat mich ja einigermaßen erschüttert. Habe eben ein Paket aufgegeben mit Wäsche. Wenn Du Ostern kommst, kannst Du sie mir ja wieder mitbringen. Mit dem Zimmer wird es schon klappen, wenn es auch verflucht schwer ist, eins zu bekommen. Sollte es in keinem Hotel mehr klappen, so werde ich versuchen, Dich irgendwo privat unterzubringen. Ich bestelle ab Gründonnerstag für 1 Woche. Wenn es mit Straßburg perfekt ist, hoffe ich vor dem Umzug noch einmal nach Brühl kommen zu können.

Heute hatten wir einen ruhigen Dienst. Der übliche „Infantrismus“ fiel aus, da wir für die Rekrutenvereidigung, die morgen stattfindet, üben mußten. Wir stellen den Ehrenzug.

Weißt Du auch, was heute vor einem ½ Jahr geschehen ist? Erinnerst Du Dich noch an den 14. Oktober 42? An dem bewussten Tag durfte ich Soldat werden. Als heute Morgen um ½ 6 Uhr Fliegeralarm war, und wir in den Keller wanderten, mußte ich daran denken, wie wir vor einem halben Jahr um die gleiche Zeit fluchend durch Köln Richtung Dom rannten. Das ist jetzt schon so lange her. Wo ist bloß die Zeit geblieben?

Nun will ich aber mal so langsam zu einem Ende kommen. Alles Gute und viele Grüße

Günther

Hast Du auch an den Film gedacht?