Günther Roos an seine Eltern, 21. Juni 1943
Celle, den 21.6.
Liebe Eltern!
Einstmals sagte ein weiser Mann, der Ulrich von Hutten benannt war, „Es ist eine Lust zu leben“. Der Mann hatte recht. Gestern kein Dienst. Bis 9 Uhr geschlafen. Dann bis Mittag gelesen und bis 4 Uhr geschlafen. Anschließend zu Wellblech und dann ins Theater. Haben das Lustspiel „Die Mitschuldigen“ von Goethe gesehen. Dann gings essen und noch etwas lustwandeln. Nachts war Fliegeralarm. Heute habe ich noch nichts getan. Auf einen Rekruten kommen zwei Ausbilder. So haben wir uns heute, da wir überflüssig sind, in die Koje gelegt und gegrunzt. Bei dem Leben werden wir dick und fett. Gestern war ich noch schwimmen, und habe jetzt den schönsten Sonnenbrand. Also Niveacreme. Weiter 1 Paar dünne Socken. Vielleicht könnt Ihr mir auch den Fotoapparat schicken. Filme hamstern! Wenn Du sie findest, kannst Du mir auch die neue Badehose schicken.
Alles Gute und
Heil und Sieg
Günther
Sind die Sachen nach Hannover schon abgeschickt? Mein grünes Notizbuch 1943 habe ich vergessen. Bitte nachsenden G.