O.U., den 6.11.1943

Lieber Vater!

Erhielt gestern Deinen Brief vom 26.10. Dafür zuerst einmal kochendheißen Dank! Es geht mir noch immer tadellos, ja, zu gut, und so war ja bald ein Knall zu erwarten. Der Knall kam heute Morgen. Da teilte mir mein Chef mit, daß die Verfügung über die Zurückziehung einziger Söhne aufgehoben sei, falls der Vater noch lebe, und daß ich damit rechnen könne, morgen oder übermorgen zu der Gefechtsbatterie versetzt zu werden. Das ist natürlich weniger schön. Aber scheißegal, mich soll schon so schnell kein Russe schnappen. Mutter schrieb ich vorläufig noch nichts davon. Muß zuerst einmal abwarten, wie lange ich noch hier bleibe. Die Hoffnung, im Dezember wieder nach Deutschland zu kommen, habe ich noch nicht aufgegeben. Die Zigarettensendungen kannst Du abstoppen, da ich 1.) augenblicklich [---], 2.) erst ein Päckchen angekommen ist und das [---], 3.) da ich ja jetzt eine neue Anschrift bekomme. 4.) [---]ich sie in Deutschland besser gebrauchen kann. Der Fall wäre damit klar. Sobald ich meine neue Anschrift habe, übersende ich sie Dir. Mutters Post werde ich mir wahrscheinlich über die alte Nummer nachschicken lassen, sonst regt sich die gute Frau nur unnötig auf.

Soeben Dein Päckchen mit 20 Weekend in der Etui-Verpackung und einen Riegel Schokolade erhalten. Vielen Dank!

Seit vorgestern ist nun hier der Winter gekommen. Bisher war es neblig und diesig. Seit gestern Morgen ist es nun klar, und eine kalte Sonne strahlt an einem tiefblauen

Himmel auf das von Rauhreif weiße Land. Dazu friert es, daß es kracht. Zum Glück haben wir unsere Wintersachen schon empfangen: Filzstiefel, Pelzhandschuhe, und sonstigen warmen Kram. So kann man den Winter schon ruhig kommen lassen.

Nun will ich aber schließen. Ich wünsche Dir alles Gute und viele Grüße

Heil Hitler!
Günther

20 RM. Schicke Dir mehr in kleinen Raten. Wenn möglich kaufe mir ein gutes Portemonaie da meines verschwunden ist, und ein Paar mausgraue Lederhandschuhe für die Uniform

Heil und Sieg!
Günther