Günther Roos an Mutter Elisabeth, 1. Mai 1944

Celle, den 1.5.44

Liebe Mutter!

Erhielt heute Deinen langen Brief vom 27. 4. und den Brief vom Verlag. Dir geht es also so wie mir, und erhältst auch keine Post. Deine ersten drei Briefe habe ich nicht erhalten. Schreibe mir also bitte nochmals die Ereignisse, die sich nach meiner Abreise ereigneten. Das Einschreiben habe ich erhalten, pumpe Dich jedoch sofort um nochmals 30 bis 50 RM an. Habe schon Schulden. Du wirst wohl erstaunt sein, aber ich hatte viele Neuanschaffungen. Also bitte möglichst schnell.

Es geht mir tadellos, wenn auch viel Arbeit und Fliegeralarm ist. Bei Euch ist es ja noch toller, denn hier ist noch nichts gefallen. Aber ich meine, das kann uns doch nicht mehr erschüttern. Bisher haben wir 5 Jahre durchgehalten, dann wollen wir doch nicht im Endspurt schlapp machen! Ich bin fest davon überzeugt, daß große Dinge in der nächsten Zeit geschehen werden. Die kurze Zeitspanne müssen wir eben noch durchhalten! Die Verpflegung ist hier ganz gut. Einen Teil der Marken spare ich mir für den Geburtstag auf um dann einmal ganz feudal zu leben.

Nun will ich einmal schließen. Alles Gute und lasse Dich nicht von den christ-katholischen 100 % Besserwissern nervös machen!

Viele Grüße und

Heil und Sieg!
Günther

Bitte schicke mir auch etwas Seife, Kernseife zum Waschen für Strümpfe und Taschentücher und Einheitsseife zum Waschen.

Habe die Kunstdrucke bestellt und nach Brühl schicken lassen.