Günther Roos an Vater Toni, 14. Mai 1944

Celle, den 14.5.44

Lieber Vater!

Heute am hochheiligen Sonntag will ich Dir wieder einmal schreiben. Es geht mir tadellos. Ist ja auch nicht anders zu erwarten. Gestern habe ich einen schönen Tag verlebt. War den ganzen Nachmittag auf der Aller. Hatte mir ein Boot gepachtet und bin dann losgegondelt .Es war fabelhaft .Erst um neun Uhr habe ich Schluss gemacht. Bin schon ganz schön verbrannt. Heute ist es nun weniger schön. 1) hat das schöne Wetter wieder aufgehört. 2) fällt mein Luftschutzdienst ausgerechnet auf den Sonntag. So muss ich den ganzen Tag in der Kaserne bleiben. Scheisse!

Vorgestern musste ein grösser Teil des Lehrgangs zum Chef. Unter Anderen war auch ich bei den Glücklichen. Wurde gefragt ob ich aktiv werden wolle. Habe gesagt dass ich mich entschlossen hätte Architekt zu werden. Weiterhin sei mein einziger Bruder vermisst und daher seien auch meine Eltern nicht damit einverstanden. Ich hoffe dass ich nunmehr Ruhe habe. Gestern war ich nun auch beim Schneider und habe mir für eine Uniform Mass nehmen lassen. Bekomme bei ihm auch die Reithose umgeändert. Habe schon ein entsprechendes Schreiben an Mutter losgelassen mir Geld, Reithose, Leder zu schicken. Mit dem Stiefelleder will ich noch warten da ich noch keinen Schuster gefunden habe. Habe ja auch noch bis zum 10. August Zeit damit. Es hat ja auch keinen Zweck wenn ich die Sachen im Spind liegen habe.

So, nun will ich aber einmal schliessen. Alles Gute und

Heil und Sieg!
Günther

Die Zigarettenfrage ist augenblicklich sehr traurig. Haben am 10. für 2 Dekaden nur pro Tag eine Zigarette erhalten. Der Tabak, den Du mir geschickt hattest ist auch so gut wie alle. Falls Du also Zigaretten oder Tabak(auch Pfeifentabak ist willkommen) übrig hast so schicke mir doch bitte, bitte etwas von dem edlen Kraut.