Günther Roos an Mutter Elisabeth, 11. Mai 1944

Celle, den 11.5.44

Liebe Mutter!

Heute erhielt ich dein Paket. Kochendheissen Dank! Die Sachen konnte ich alle sehr gut gebrauchen. Du gibst mir in dem beiliegendem Brief den guten Rat die Wurst [Anmerkung Elisabeth Roos: Das war die Wurst von (???), ich hätte sie besser selbst gegessen.] gleich zu essen .Nun der Rat ist befolgt .Die Wurst ist weg und sie hat gut geschmeckt. Leider nur nicht mir denn im Paket war ein Loch und die Wurst war weg. Päng! Was sonst noch fehlt weiß ich nicht. Der Inhalt war folgender: 3 Zeichendreiecke 1 Lineal, 1 Päckchen von der HJ, 1 Kuchen und 40 Zigaretten. Hast Du den Zirkelkasten auch mitgeschickt? Hoffentlich war die Wurst das einzige. Für den Brief auch vielen Dank. Jetzt weiß ich doch wenigstens was in Brühl alles Geschehen ist. Schrecken hast Du ja genug nach meiner Abreise gehabt. Wie ich hier aus den Luftlagemeldungen im Radio höre seid Ihr ja augenblicklich einmal wieder mit Alarm gesegnet zu sein. Hier geht es ja bei uns augenblicklich. Dass Heinz Welter gefallen ist, ist ja auch ein tolles Stück. Jetzt wird sie ja am Adolf kein gutes Stück mehr lassen.

Mir geht es nach w e vor tadellos. Gestern mussten wir zu 17 Mann von 32 der Aufsicht zum Chef. Man machte mir den Vorschlag aktiv zu werden. Habe aber nicht zugesagt obgleich ich Lust dazu habe. Den schrecken möchte ich Dir ersparen. Du kannst also beruhigt sein.

Seit gestern ist nun endlich auch in Celle der Frühling gekommen. Es ist das herrlichste Wetter. Gestern waren wir in Bergen zum Scharfschissen. Waren den ganzen Tag draussen. Bin schon etwas braun geworden. Wir fahren jetzt jede Woche einen Tag nach Bergen. Bei dem dauernden Unterricht ist das die reinste Erholung

So da fällt mir noch etwas ein .Schicke mir doch bitte umgehend einen neuen Schlafanzug und ein reines Taghemd. Langsam werden die Sachen nämlich auch schmutzig. Wenn die Sachen hier sind schicke ich Dir die schmutzige Wäsche zurück. Sende dieses Mal aber einen festeren Karton damit dieses mal die Sachen vollzählig ankommen.

So jetzt will ich aber einmal schliessen.

Alles Gute und

Heil und Sieg!
Günther