Günther Roos an Mutter Elisabeth, 20. Mai 1944
Celle, den 20.5.44
Liebe Mutter!
Erhielt heute deinen Brief vom 16. 5. Wie ich daraus ersehe ist sowohl ein Paket mit Seife und Wäsche unterwegs als auch eine Geldzuweisung. Es freut mich dass die Kunstdrucke angekommen sind. Schicke mir doch bei dem nächsten Paket auch zwei Handtücher mit, die ich Dir dann im Wechsel mit der Wäsche wieder zurückschicke. Denke auch bitte daran mir die Hose und das Postspurbuch zu schicken. In Köln hat man also auch endlich das Opernhaus zerdeppert. Es hat ja lang genug gutgegangen.
Da fällt mir noch etwas ein. Vorläufig habe ich noch Marken. Also bis auf Abruf keine neuen schicken. Esse Du gefälligs das Zeug denn hier ist die Verpflegung ganz gut und kann ich damit schon auskommen. Wolfgang Bartel treibt sich also auch noch immer in der Heimat herum. Ob das Glück ist möchte ich bezweifeln. Ich würde mich auf jeden Fall schämen in Deutschland die Kriegszeit totzuschlagen während andere draussen ihre Knochen lassen.
Mir geht es h er noch tadellos. Viel Arbeit nach wie vor. Na Pfingsten ist die Hälfte des Lehrganges überstanden und dann können wir Bergfest feiern. Hier blühen augenblicklich die Kastanien. Was macht „Rochels Baum“. Er wird wohl jetzt schon verblüht sein. Na ich möchte jetzt wieder einmal die Baumblüte sehen. Wenn ich auf Urlaub kam war sie schon immer vorüber. Na dann gehe ich eben im Französischen Garten spazieren, denn m Urlaub wird es vorläufig ja doch nichts werden.
Nun will ich aber so langsam auch einmal schliessen da ich hundmüde bin und mich bis morgen einmal ausschlafen möchte. Herzliche Grüsse und nochmal alles Gute zum morgigen Muttertage
Heil und Sieg
Günther