Günther Roos an Mutter Elisabeth, 25. Juni 1944
Celle, den 25.6.44
Liebe Mutter!
Sind wieder glücklich in Celle angekommen. Die Tage waren herrlich. Habe mich gefühlt wie in Rußland. Es fehlten nur die Läuse. Nun fängt morgen wieder der Alltag an. Noch 46 Tage und es wäre glücklich überstanden. Hier herrscht augenblicklich das schönste Wetter. Bin schon ganz braun gebraten. In den Tagen, wo wir scharf geschossen haben, hatte ich einen schönen Sonnenbrand bekommen, der aber Gott sei Dank weggegangen ist. Hast Du übrigens Post von Vater? Seit der Invasion habe ich nichts mehr von ihm gehört. Da er sonst immer regelmäßig schrieb, finde ich das seltsam. Dann noch eine Bitte: Schicke mir doch von den Stoffen, die wir haben, Muster, daß ich wählen kann. Lasse mir von meinem Schneider die Maße geben. Dann kann Metternich schon einmal zuschneiden, so daß ich nur noch anproben brauche, und so in 2 bis 3 Tagen im Urlaub einen Anzug, wenigstens einen Rock habe. Ebenfalls kannst Du mir etwas Einheitsseife zum Waschen schicken.
Bestelle auch bitte Onkel Jupp und Tante Lina, daß sie nicht böse sein sollten. Habe aber nur wenig Zeit. Sie sind aber die nächsten, die Post erhalten.
Wo bleibt die Armbanduhr?
Heil und Sieg!
Günther