Günther Roos an Vater Toni, 4. Dezember 1944
O.U., den 4.12.44
Lieber Vater!
Vor mir liegt ein Brief aus Ludwigsburg und je eine Karte aus Ebersbach und Heilbronn. Vielen Dank. Nun, mit Deiner Reiserei kommt aber so langsam kein Mensch mehr klar. Hoffentlich bist Du inzwischen irgendwo fest gelandet. Schade, daß ich noch keine feste Anschrift von Dir habe.
Es ist doch wirklich zum Kotzen. Am Donnerstag hatte ich in X... die Bekanntschaft eines jungen, hübschen Mädels gemacht, Angehörige einer Meisterschule, Fachschaft Architektur. Zweimal trafen wir uns in X.. , gestern am Sonntag war sie bei mir. Es war sehr nett. So mußte ja der Knall kommen. Hatte mich natürlich für heute Abend mit ihr verabredet. Nun sitze ich hier wie ein gebändigter Löwe, da wir wahrscheinlich noch diese Nacht abrücken. Wohin steht noch nicht fest. Wahrscheinlich Eisenbahntransport. Ich tippe weiter nach Süden. Hoffentlich! Du erhältst von mir weiter laufend Nachricht. An direkten Einsatz glaube ich noch nicht.
So, lieber Oller, alles Gute und viele Grüße.
Heil Hitler!
Günther