Günther Roos an Vater Toni, 15. Februar 1945

Im Westen, 15.II.45

Lieber Vater!

Eben erhielt ich einen Brief von Dir, Poststempel vom 26.1.45. Ich will Dir gleich antworten, da ich nicht weiß, wann ich noch einmal zum Schreiben komme. Diese Nacht machen wir großen Stellungswechsel, und zwar dahin, wo ich mich schon immer hingewünscht habe. Nun kann ich zum Mittagessen nach Hause fahren. Schön, was?

Du Ärmster! Volle vier Tage warst Du ohne Rauchwaren. Wie muß das arme Papachen gelitten haben. Ich kann es Dir nachfühlen, da ich ähnliche Situationen auch schon erlebt habe. Nun geht es wieder besser, da wir täglich vier Zigaretten bekommen. Zwar wenig aber besser als nichts.

Deine Umgebung ist ja reizend. Da bist Du besser dran als ich. Du kennst ja hier die Trampeln. „Hütet Euch vor den Männern die mit Persilkisten kommen!“

Nach Deiner Schilderung mußt Du ja in Denkingen wie ein Gott gelebt haben. Nun ich kann auch nicht klagen. Du schwärmst immer von einer Helene. Wer

und was ist das eigentlich? Auch schriebst Du mir mal, daß besagte Jungfrau mir zu Weihnachten ein Päckchen geschickt habe. Spreche ihr bitte in meinem Namen den besten Dank aus. Erhalten habe ich zwar noch keins der Weihnachtspäckchen, aber vielleicht klappt es bis Pfingsten. Dann ist es ja auch noch etwas wert. Selbst schreiben kann ich nicht, da ich keinen Familiennamen kenne.

Sonst geht es mir noch tadellos. Auch mein Schnurrbart steht noch immer in voller Pracht. Er hat übrigens während meines Urlaubs überall begeisterten Anklang gefunden, und meine Chancen stiegen um das Doppelte. Nur Ohm Jupp fand ihn nicht standesgemäß, was aber weiter nicht kriegsentscheident ist.

Nun genug für heute. Hoffentlich bekomme ich nur bald Post. Wahrscheinlich wird es jedoch wieder Wochen dauern, bis die Feldpost merkt, daß wir verlegt haben.

Alles Gute und

Heil Hitler!
Günther