Köln-Dellbrück, 24.4.35.

Mein lieber Rudolf!

Nun sind die Feiertage vorüber. Gestern war ich bei Käppel und nun ist wieder Alltag! Leider habe ich noch keine Arbeit! Heute Nachmittag erst. Es ist nicht viel zu tun im Geschäft! – Heute ist auch das Wetter wieder sehr schlecht; nachdem gestern ein rechter Frühlingstag war! – Sonntag-abend war ich schon 9.40 in Köln; also ging die Rückfahrt doch bedeutend schneller als die Hinfahrt. Aber ich rate Dir, demnächst, wenn Du kommst, nur den Wagen, der nach Jülich fährt, zu benutzen! – Wie sind bei Dir die Feiertage weiter verlaufen? Hat Alles geklappt? Mein lieber Junge, ich danke Dir auch noch für die gute Bewirtung! Bist Du noch zufrieden? Hoffentlich wird nun aber bald schönes Wetter, dann ist ja alles auch viel leichter! Inzwischen wirst Du ja auch alles aufgezehrt haben, nicht wahr? – In den nächsten Tagen gehe ich mal nach Paffrath, und Oma will nach Merheim um die Abschriften zu bekommen. Ich glaube, Du wirst die von Vater doch noch haben müssen, die sind noch wichtiger! Du mußt dann mal sehen. Schreib aber nett + lieb! –

Rudolf, soll ich denn noch mal kommen? Am 5. Mai. Oder kommst Du? Vielleicht am 1. Mai. Schreibe bitte darüber! Ich komme gern, vorausgesetzt, daß es Dir recht ist! Sobald ich kann, kaufe ich Dir die

Schuhe. Wenn Du sonst noch etwas brauchst, schreibe es mir! Du weißt, Mutter tut, was sie kann für Dich! –

Mein Kind, bist Du auch brav? Sei stolz + tapfer! Lege mir Ehre ein + werde ein ganzer Mann. Nun mußt Du beweisen, ob meine Erziehung die richtige war! Ich denke viel an Dich + Du fehlst mir manchmal sehr; aber auch das geht vorüber. Wenn ich weiß, daß Du froh + zufrieden bist, ist es gut! –

Alle hier haben sich erzählen lassen von dort! Ich soll natürlich grüßen. –

Wie ist es nun mit der Arbeit? Was tut Ihr? Wenn Du noch mal Zeit hast, und nicht zu müde bist, schreibst Du noch mal. Bleib gesund + zufrieden!

Viele liebe Grüße und Küsse
Deine
treue Mutter.

NB. Noch bes. Gruß von T. Lena. In Eschweiler ist alles wie immer!