Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 14. Januar 1940

Köln-Dellbrück, 14.1.40

Mein lieber Rudolf!

Zunächst einen lieben Gruß zum Sonntag! Geht es Dir noch gut bei der großen Kälte? Ihr Armen dort, es wird ja noch kälter sein, als hier, wo in dieser Woche auch eine Kälte war von 12° bis 15° minus. Aber ich hoffe ja immer, daß Du bald beurlaubt wirst. Hast Du schon etwas gehört? Ich bin mal gespannt, ob es bei Dir auch klappt. Karl-Heinz ist schon hier, besucht schon die Vorlesungen. Frau Perger war eben hier. Denk mal, K.-Heinz bekommt seine Löhnung + Verpflegung, monatlich 66 Rmk! Ob Du das als Reservist auch bekommst? Das wäre ja fein! Aber auch, wenn es nicht ist, bin ich schon froh, wenn Du nur wieder hier wärest. So lange da im Westen doch noch keine größeren Kämpfe sind, könntest Du die Zeit besser ausnutzen um an Dein Ziel zu kommen! Aber, wie ich Dir schon schrieb, „wie Gott will!“ – Herr Reuland war auch schon hier. Er hätte von Frau Ermert gehört, Du wärest hier. Nun habe ich ihm gesagt, wie es war, und daß Du direkt zu ihm kommen würdest, sobald Du entlassen wärst! Heute ist es ja nicht gerade mehr so kalt, aber die Raben fliegen bis in den Garten, folglich bleibt es noch kalt! Was denke ich oft an Euch Alle da

oben in der Eifel und an Eure armen Pferde! Hattet Ihr noch Wasser? Herr Schmidtke schrieb auch einen Gruß aus Königsberg, dort sei 30°, aber trotzdem habe er sich verlobt, schreibt er. Hier ist ein Teil Soldaten abgerückt! Mir geht es trotz der Kälte gut! Ich denke schon immer, einmal stehst Du plötzlich vor der Türe! Ob ich dann mal zu Hause bin? Es wäre doch auch für mich ein anderes Leben, wenn ich auch mehr Arbeit habe. Ich denke, ob Dich dieser Brief noch in der Eifel erreicht, oder ob Du inzwischen zu Hause bist? Also viele liebe und herzliche Grüße und einen Kuß
Deine
treue Mutter

Herzliche Grüße von Allen hier. Frau Deenen schrieb auch + auch Frau Esser.