Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 16. Januar 1942

Köln-Dellbrück, 16.1.1942

Mein lieber, guter Junge!

Heute muß ich für 2 liebe Briefe danken, die ich von Dir erhielt, und zwar vom 6. + 8.1. Du schreibst, Du seiest wohlauf + es sei alles beim Alten. Da bin ich zufrieden. Auch wir hier haben nun schon über 8 Tage, nachdem es einen Tag ordentlich geschneit hatte, schönes, helles Frostwetter. Auch hier zeigt das Thermometer seit Tagen 12-13° unter Null, also Du siehst, auch hier ist’s kalt. Man muß ordentlich heizen. Bin ich froh, daß ich Briketts habe + die kleine Küche. Da ist es richtig mollig. Du fragst nach meiner Arbeit. Die Schneeanzüge sind geliefert, es war eine Eilsendung, wie Du Dir denken kannst. Wir bekamen nur 0,90 Mk pro Anzug, doch viel zu wenig. Na, wir haben es für die Soldaten getan. Nun gibt’s wieder, wenn auch spärlich, Krawatten, keine gelben mehr. Die Bestellung ist auch aufgearbeitet. Und meine Unterhaltung? Du weißt ja, wie ich bin, solange der Weihnachtsbaum + das Krippchen in der Wohnung sind, bin ich immer noch etwas in

Nächste Woche gehe ich so Gott will wieder zum Zahnarzt, die Wunden sind ziemlich heil. Dann kommen wieder 2 raus. Halt mir ein Däumchen. Herzlichen
Gruß + Kuß sendet Dir in Liebe Mutter.

Feststimmung, und jeden Tag gehe ich mal vorn ins Zimmer. Dann denke ich besonders gern an Dich. Nachmittags gehe ich immer ein Stündchen rau, erst einkaufen, dann mal zum Männchen, der wieder mobil ist, gestern war ich bei Tante Marie. Die freut sich auch immer sehr, wenn man kommt. Auch zu Oma + Joh. war ich mal. Oma war auch mal hier. Von Heinrich haben wir noch nichts wieder gehört. Am Sonntag nun bekomme ich Besuch aus Gladbach. Familie Lang. Gestern schickten sie mir durch Elli Zutaten für einen Kuchen, den ich backen möchte. Elli kommt mit, auch Oma, Joh. + die Kinder kommen. Dann habe ich nochmal Betrieb. Der Junge aus Gladbach will sich die Krippe ansehen. Dann muß ich leider nächste Woche den Weihnachtsbaum abbauen, die Nadeln fallen so sehr, es geht nicht länger. Schade! Wie mag es das nächste Mal sein? –

Daß Die der neue Chef gefällt, freut mich; auch Dir gefällt etwas Straffes, Männliches! Da bin ich froh. Also in Gol warst Du noch nicht? Dort wird man sich freuen, wenn Du kommst! Du hälst Dich ja gut warm, wenn Du raus gehst! Wie ist es

mit der Wolle? Sieh mal zu! – Nun bleibt es schon eine halbe Stunde länger hell, man merkt es schon gut. Nun Rudolf halt Dich gesund + sei froh!