Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. April 1943

Köln-Dellbrück, 17.4.43

Mein liebes Namenstagskind!

Heute hast Du aber sehr schönes Wetter zu Deinem Namenstag. Auch die vorhergehenden Tage waren schön. Alles steht in herrlicher Blüte. Schneeweiße + rosa Blumensträuße sind die Bäume, dazwischen das helle frische Grün der Laubbäume. Das Kirschbäumchen vor meinem Fenster hat heute die ersten Blüten geöffnet. Die Bienen haben hohe Zeit. Gleich werde ich auch ein Stündchen in die Sonne gehen. Vorgestern habe ich fast den ganzen Tag gelegen + auch gestern. Ich hatte Angst vor Lungenentzündung. Ich glaube, das Schlimmste ist vorbei. Gott sei Dank. Wenn man allein ist, taugt eine Krankheit nicht! –

Zwei liebe Briefe, vom 12. + 13.4. erhielt ich von Dir. Schönen Dank dafür. Ich freue mich, daß Du wohlauf + froh bist. Ja, es ist anders als im Winter. Wie ist es mit Deiner Versetzung? Warst Du heute Abend feiern? Leider, leider konnte ich heute früh nicht zur Kirche gehen, wie ich gewollt hätte. Am schönsten wäre es ja, wenn wir hier feiern könnten.

Ich habe auch dasselbe Gefühle gehabt wie Du, als ich die Todesnachricht von K. Herb. las. Ich wunderte mich, wo der Vater doch Korpsstudent war. Das sind doch alle keine Dummköpfe! Man muß Achtung vor solch‘ aufrechten Menschen haben. Auch die Frau scheint aus guter Familie zu sein. Schade um das junge Leben.

Er hat es früh vollendet! Möge Gott ihm seinen Sohn geben. –

Also der „Ommerborn“ hat Dir gefallen. Freut mich. – In Gladbach sah‘ ich den Film „Der dunkle Tag!“ Nach Dausenau habe ich mal geschrieben aber noch keine Antwort bekommen! –

Hast Du den Zeitungsausschnitt gefunden? Du brauchst ja nur bei der Uni Dich anzumelden + meine Anschrift anzugeben für Rückfragen! Sonst gibt es nichts Neues. Morgen schreibe ich wieder. Alles Gute mein Junge + herzlichen Gruß + Kuß
Deine Mutter.

Kam das Päckchen rechtzeitig an?