Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. Mai 1942

Köln-Dellbrück, 10.5.42

Mein lieber Rudolf!

Ein herrlicher, strahlender Maiensonntag. Gestern Nachmittag hat uns ein ordentliches Gewitter den lang ersehnten Regen gebracht. Alles ist so frisch + grün, der Flieder duftet so schwer + süß es ist wunderbar. Ich bin allein im Hause, koche mein Essen + werde nachher nach Gladbach fahren um mit Frl. Heeg, die mich eingeladen hat, nach Bensberg zu gehen. Fr. Plantz war länger nicht hier, sie hat jetzt wenig frei. Ich freue mich auf den Nachmittag. Frl. Heeg ist eine ange-

nehme Gesellschafterin, nicht so rechthaberisch. Heute früh hatte ich bestimmt ein Briefchen erwartet. Wie geht es Dir? Ich hoffe gut! Bist Du gesund + zufrieden? Warst Du in O.? Hast Du etwas bekommen? Schöne + gute Sachen. Ich möchte mir auch ein Wollkleid besorgen, aber ich bekomme nichts. Einen Hut habe ich mir gekauft. Morgen muß ich zur Krankenkasse wegen meiner Zähne. Die Wunden schmerzen noch immer, das dauert lange, bis sie verheilt sind. Arbeit: „Krawatten“. So peu a peu. Sonst nichts Neues.

Bis bald! Was machst Du heute? Skilaufen ist aus, was?

Nun grüßt + küsst Dich herzlich
Mutter.