Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 22. Mai 1943

O.-U. den 22.5.1943

Meine liebe Mutter!

Morgen beginnt nun schon wieder eine neue Woche und wie es scheint beginnt sie mit einem wirklichen Sonnentag. Ich muß mich morgen reisefertig machen, denn am Montag geht es los. Ich hoffe, daß Du Dich besser fühlst und nun langsam aber sicher gesund wirst. Hast Du beim Aufstehen noch Seitenschmerzen? Bist Du schon mal in der Sonne gewesen? Hast Du nun meine Päckchen, auch die Bücher, alle erhalten? Ich habe ½ Käse, 1 Pfund Butter, Kakao und Schokolade, noch einmal Käse geschickt. Morgen geht wieder ein Päckchen ab! Hat Alles geschmeckt? Von meinem Blumengruß schreibst Du garnichts! Ich hoffe, daß Du diesen schönen Gruß am Muttertag erhalten hast.

Vielleicht kommt morgen ein Brieflein an, ich freue mich schon darauf. Ich werde nun morgen packen, die Einheit einem Vertreter übergeben, der sie bis zur Rückkehr des Chefs führen wird. Ich bin gespannt ob ich in Jüterbog Bekannte treffe und was uns dort geboten wird. Ich nehme an einem Adjutantenlehrgang teil. Es wird bestimmt interessant. – Morgen muß ich nun

auch meine Glückwünsche zur Vermählung an Lingens schreiben. Ich wollte noch ein kleines Geschenkchen kaufen, bin aber noch nicht dazu gekommen. Ich bin wieder mit Arbeit gut versorgt!

Kommt Johanna und Oma noch täglich? Du mußt sie von mir herzlichst grüßen. Wie geht es Elli und Tante Finchen. Sobald ich Zeit habe werde ich ihnen wieder einmal schreiben.

Von Jüterbog denke ich einmal in der Woche nach Berlin zu kommen. Ich werde Bartz einmal aufsuchen!

Wie machst Du es bei Fliegeralarm? Du bleibst doch schön im Bett? Na, ich werde doch bald kommen und einmal nach Dir sehen. Nach dem Kursus werde ich Sonderurlaub einreichen. Hier ist nun herrliches Wetter, bei solchem Sonnenschein kann dies Land auch gefallen. Die Blumenpracht ist nun zu Ende, im Augenblick blühen Irisblüten. Weit geht der Blick über blaue Felder. Ich freue mich wie ein Kind auf die Eisenbahnfahrt durch’s deutsche Land. Nur schade, daß ich nicht über Köln komme. Vom Übungsplatz werde ich Dir fleißig schreiben.

Morgen gibt’s nochmal einen kurzen Gruß.

Gruß und Kuß und ein herzl. Wunsch zur Besserung sendet Dir
Dein Junge.