Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 8. April 1937

Köln – Dellbrück, 8. 4. 32.

Mein lieber Rudolf!

Bitte entschuldige, dass ich Dir heute erst schreibe. Ich hatte nach den 2 Tagen bei Kowalski solche Kopfschmerzen. Ich hatte mal wieder zu viel Arbeit gehabt! Ich tue es nun nicht mehr. An 2 Tagen, je 2 Mahlzeiten (warm) für 22 Personen, und einer unzulänglichen Hilfe, das ist zu viel. 20 Mark habe ich bekommen. Bei Detleffsens war es schöner, überhaupt, bei vornehmen Leuten ist es angenehmer zu schaffen, als sonst wo. Na der Fall ist erledigt. Nun vor allem eine Neuigkeit, die auch Dich in Erstaunen setzen wird. Frau Bartz wünscht, daß ich mir eine andere Wohnung suche, sie könne die Maschine nicht vertragen. Was sagst Du nun? Kaum ist man mal ein bischen aus der Sorge, dann kommt schon wieder etwas Neues. Ich habe die Wohnung ja wieder mal im Schuß. So geht’s. Solche Leute kennen keine Rücksicht. Sie denken nur an sich. Ich bin so froh, wenn Du jetzt mal kommst! Da habe ich doch mal wieder jemand, mit dem ich überlegen kann. Vorläufig unternehme ich noch nichts.-

Rudolf ich freue mich, dass es Dir hier zu Hause gut gefallen hat. Das ist auch mein Streben, Dir das Heim gemütlich zu gestalten. Nur für Dich will ich leben. Du sollst gerne nach Hause kommen!

 

Maiglöckchensträuschen geschickt. Ich habe mich nett bedankt. – Aber nun hoffe ich auf baldige, frohe Nachricht von Dir.

Liebe Grüße + Küsse            
Deine Mutter.                

Alles Gute, mein Kind!

Du glaubst nicht, wie auch ich mich auf die 14 Tage freue! Ich bin doch so froh, dass ich Dich habe. Im übrigen vertraue ich auf den lieben Gott. Er lebt nah. Bis hierher hat er uns geholfen, er wird auch weiter helfen. Du freust Dich wohl auch? Weißt Du jetzt schon, wann es sein wird? Ich hatte schon so eine Ahnung, dass Du das Geld noch nicht hattest! Hoffentlich wird es nun aber auch wahr, und kannst Du Dir + Deinem Kameraden einige frohe Stunden bereiten. Ich würde vorschlagen, Essen im Gesellenhaus, etwas zu trinken anschließend Kino. Dann hast Du genug getan. H. Punsmann kannst Du immer mal zwischendurch mal mitnehmen. Also, viel Freude. Ich höre gern, daß die Jungen sich freuten, als Du zurück kamst! Hast ihnen also ein Osterei mitgegeben. Ich bin froh, dass Du noch etwas hast, doch inzwischen ist es wohl alle geworden! Hauptsache, es hat geschmeckt! – Die Arbeit läßt in den letzten Tagen etwas nach. Vor Pfingsten soll aber noch ein Schwung kommen, muß es auch, ich brauche noch tüchtig Geld! Sonst ist hier nicht viel Neues. Bei Tante Stina war ich erst einmal. Sie hat nichts gesagt, ich auch nicht! Bei Oma alles beim Alten! Tante Finchen geht es immer besser. Maria wird sich im Juli verloben, es hat geklappt! – Nun muß Richard auch bald fort! Fr. Pl. War auch nicht wieder da. Onkel Willi muß im Juni zu einer Übung. Peter, der Mann von T. Lieschen, hat mal wieder den Koller gehabt. Nachdem er verschiedene Sachen versetzt + vertrunken hat, ist er verschwunden.. Arme T. Lieschen.

 

Fr. Rosenthal aus Köln, Klärchens Mutter ist verhaftet, allerlei Sachen liegen vor. Aber das weißt Du ja. Ja, so hat jeder sein Päckchen. Gisela Lingens hatte ich zur 1. Hl. Kommunion ein